Gottesdienste in der Pandemie So funktionieren Online-Buchungen für Gottesdienste

Holthausen. · Viele Gottesdienste finden inzwischen digital statt, doch auch in den Kirchen wird noch die Heilige Messe gefeiert. Ein Besuch vor Ort.

 Rund zwei Drittel der zur Verfügung stehenden Plätze in St. Josef sind beim Präsenzgottesdienst besetzt.

Rund zwei Drittel der zur Verfügung stehenden Plätze in St. Josef sind beim Präsenzgottesdienst besetzt.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Mitte der Woche ist die Auswahl im Online-Ticketsystem der Seelsorgeeinheit Düsseldorfer Rheinbogen für die Gottesdienste am Wochenende noch groß. Wer sich einen Gastzugang oder eigenen Account anlegt, wird unkompliziert durch das Menü geführt. „Am einfachsten geht es über unsere Homepage www.meinegemein.de, über die man mit einem Klick in das Buchungsportal kommt und dann selbstständig seinen Platz buchen und das Ticket ausdrucken kann“, erklärt Pastoralreferent Martin Kürble. Ist die Eingabe der persönlichen Daten erfolgt, ist der Kirchenbesuch problemlos möglich.

Während das System der Impfterminbuchungen noch häufig hakt, funktionieren die Online-Buchungen für einen Gottesdienst in Zeiten der Pandemie schnell. Die Krise im Erzbistum Köln um die Veröffentlichung eines Missbrauchsgutachtens sorgen zwar für vermehrte Kirchenaustritte, doch die Sonntagsmesse ist vielen Gläubigen wichtig. „Das beeinflusst unseren Kirchenbesuch nicht, wir finden das Verhalten aber nicht gut“, sagen Herr und Frau Conrady vor der St. Joseph Kirche in Holthausen.

An diesem Sonntag singen beide mit einer weiteren jungen Frau für die Kirchenbesucher von der Empore neben der Orgel. Normalerweise sind sie im Singkreis von St. Joseph.Pfarrer Florian Ganslmeier hält die Sonntagsmesse, an der 57 Gäste teilnehmen können. Die Messe ist gut besucht. Die Seelsorgeeinheit Düsseldorfer Rheinbogen rechnet dazu noch die Plätze für den Welcome-Dienst, der den Einlass regelt, und die Messdiener. Am Samstag kommt eine Erinnerungsmail für den Gottesdienst, das Ticket kann man an der Kirchentüre vorzeigen.

Die Begrüßung ist freundlich, die Platzwahl frei. Rote Punkte auf den Bänken dienen der Orientierung, Ordner helfen. Mittlerweile hat sich das Buchungssystem über die Homepage gut eingespielt. „Natürlich war es am Anfang sehr ungewöhnlich, dass man sich für eine Messfeier ein – selbstverständlich kostenfreies – Ticket buchen muss. Aber mittlerweile ist das für alle – auch die älteren und treuen Gottesdienstbesucher ganz selbstverständlich“, sagt Pastoralreferent Kürble.

Wer selbst kein Ticket buchen kann, meldet sich bis Freitagvormittag telefonisch im Pastoralbüro. Oft helfen auch Angehörige und Nachbarn bei der Ticketbuchung. Bislang liegt die Auslastung im Schnitt bei 2/3 der Kapazität. Viele Gemeindemitglieder verzichten aktuell auch bewusst auf die Teilnahme am Gottesdienst.

Dass die Maßnahmen, die zur Eindämmung des Coronavirus dienen, zunächst natürlich Distanz schaffen, beschreibt Pfarrer Florian Ganslmeier: „Schon beim Betreten der Kirche die Anmeldekontrolle, statt Weihwasser folgt der Griff zum Desinfektionsmittel, auf Abstand sitzen, zum Friedensgruß kein Händedruck, sondern ein freundlich nickender Blick. Mir persönlich fehlt derzeit vor allem das gemeinsame Singen, und bei einer Ansprache kann man als Prediger in den maskierten Gesichtern oft kaum eine Resonanz ablesen. Dennoch höre ich von vielen, wie dankbar sie sind, dass unsere Kirchen geöffnet sind, dass wir Raum geben für die Begegnung mit Gott und uns mit viel Kreativität bemühen, das kirchliche Leben zu erhalten.“

Das schätzen auch der Organist Matthias Coppes und seine Familie. „Ich gehe normalerweise auch mit meiner Mutter“, sagt er. Für jedes Familienmitglied gab er die Adresse ins System ein. „Das Buchungssystem ist soweit ok“, stellt Coppes fest.

Wer in seelischer Not ist oder Einsamkeit spürt, findet im Gottesdienst Ermutigung, wissen die Verantwortlichen. „Eine komplett geschlossene Kirche ist ein trostloses Zeichen, weit über den Kreis unserer Gottesdienstbesucher hinaus. Gerade in Krisenzeiten ist es wichtig, dass Besucher kommen können, um vielleicht wenigstens ein Kerzchen anzuzünden“, erklärt Pfarrer Florian Ganslmeier.

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