Düsseldorfer Erfinder des Bühnencomics

Das Duo „half past selber schuld“ steht seit 20 Jahren auf der Bühne. Jetzt wird ihm sogar eine Ausstellung gewidmet.

Düsseldorfer Erfinder des Bühnencomics
Foto: Krischan Ahlborn

Düsseldorf. In den Bühnencomics von „half past selber schuld“ geht es multimedial, wild und verspielt zu. Puppentheater mischt sich mit Schattenspiel, Musik, Zeichnungen und Trickfilmen. In diesem Jahr feiert „half past selber schuld“ 20-jähriges Bestehen. Zum Jubiläum richten sie im Theatermuseum eine Ausstellung aus. Wir sprachen mit Ilanit Magarshak-Riegg (45).

Frau Magarshak-Riegg, Sie haben 2016 die RTL-Show „Die Puppenstars“ gewonnen. Sind Sie dadurch berühmter geworden?

Ilanit Magarshak-Riegg: Schwer zu sagen. Aber man merkt, dass die Stätten, wo wir vorher nie gespielt haben, ausverkauft sind. Ich denke, es liegt nicht unbedingt daran, dass die Leute das alle gesehen haben. Wenn man für uns wirbt, dann schreibt man das auch, dass wir „Die Puppenstars“ gewonnen haben. Das gibt schon Aufmerksamkeit. Aber ist nicht so, dass total viele Fans vor unserem Haus stehen.

Sie sind seit 20 Jahren zusammen mit Frank Römmele (49) „half past selber schuld“. Wie kam es zu diesem englisch-deutschen Namen?

Magarshak-Riegg: Ich komme aus Israel und wir haben am Anfang Deutsch-Englisch gesprochen, weil ich noch kein Deutsch konnte. Und Frank hat das irgendwann mal gesagt. Dann war klar: Das passt einfach immer. Der Name ist Programm.

Was für ein Programm?

Magarshak-Riegg: Dass die Schuld immer bei einem selber liegt, man beschuldigt niemanden.

Sie spielten zunächst als Vorgruppe der Kölner Band „Guts Pie Earshot“, sind durch Deutschland, Italien und die Schweiz getourt. War das der Startschuss für Ihre gemeinsame Karriere?

Magarshak-Riegg Irgendwie schon. Wahrscheinlich hat es uns geholfen, ein bisschen schneller nach vorne zu kommen. Wir wollten ein halbes Jahr Straßenmusik machen, dann haben sie uns im ersten Monat entdeckt und uns direkt zu einer Tournee eingeladen. Es ging also relativ schnell, dass wir spielen konnten und die Aufmerksamkeit auf uns gerichtet war.

Was verbarg sich dahinter?

Magarshak-Riegg: Ich komme von der Musik und Frank kommt von der Malerei. Unsere gemeinsame Leidenschaft ist Basteln und Sachen bauen. Es war klar, dass wir irgendeine Performance mit Musik, Texten und Bildern machen. Und das war einfach eine Weiterführung. Wir haben einige Instrumente auf Reisen gefunden, Schrott gesammelt, Kisten, Metall, Schuhsohlen, ein Grill von einem schweizer Bauer. Daraus haben wir perkussive Objekte gebaut und damit Musik gemacht. Außerdem mögen wir lange Titel.

2001 mischt sich dann der Comic in Ihre Arbeit. Sie produzierten einen Hörcomic fürs Radio: „Die Sündenvergebmaschine - ein Absurdical in sieben Phasen“. Worum ging es in dem Comic?

Magarshak-Riegg: Es ging um sieben Phasen von der Entstehung bis zur Zerstörung einer Zivilisation. Wir haben uns am biblischen Aufbau orientiert, also die Erschaffung der Welt in sieben Phasen aufgeteilt, bis dann die Wissenschaftler und Roboter kommen. Also wo wir ungefähr heute sind. Aber da waren wir noch ziemlich apokalyptisch.

Die „Sündenvergebmaschine“ haben Sie dann 2002 auch als Bühnencomic aufgeführt. Ein Genre, das bis heute als Ihr Markenzeichen gilt. Würden Sie sagen, dass Sie es erfunden haben?

Magarshak-Riegg: Das wird von uns behauptet, ja. Wir hatten am Anfang keine Schublade, was wir nicht so schlecht fanden. Aber es war schwierig, Orte zu finden, die uns aufgenommen haben, weil wir nicht genau Musik gemacht haben, nicht genau Theater. Dann hat der damalige Leiter des FFT uns vorgeschlagen, ein Theaterstück zu machen. Dabei wussten wir gar nichts über Theater. Wir haben das so gemacht, wie wir uns das vorstellen. Und da haben wir gemerkt: Das ist ein Comic auf der Bühne. Von diesem an ging alles einfacher. Die Leute konnten das besser platzieren.

Ihre Jubiläumsschau im Theatermuseum trägt den Titel „Von Pelztierkochern und Menschenähnlichem“. Was sind denn Pelztierkocher?

Magarshak-Riegg: Das sind Figuren, die aus unserem Stück „Abwärtsbunker“ kommen. Aber man sucht sie vergeblich in der Ausstellung.

Und was meint „Menschenähnlichem“?

Magarshak-Riegg: Wir haben Figuren, die nicht so ganz realistisch sind. Aber der Menschenähnliche ist tatsächlich eine echte Figur, auch aus dem „Abwärtsbunker“, den kann man sehen.

Theater im Museum zu dokumentieren, birgt ja die Gefahr, dass es starr wirkt. Wie wollen Sie dem entgehen?

Magarshak-Riegg: Wir haben einige unserer Figuren szenisch aufgestellt und durch spezielle Konstruktionen die menschlichen Spieler ersetzt. Und wir haben Modelle gebaut, an denen die Besucher die Funktionen der Figuren ausprobieren können. Neben Videos und Dokumentationen wird es einiges zum Anfassen und Ausprobieren geben.

Die Ausstellung „half past selber schuld — Von Pelztierkochern und Menschenähnlichem“ eröffnet heute im Theatermuseum um 19 Uhr, sie läuft bis 6. Januar 2019.

duesseldorf.de/theatermuseum/online-archiv/ausstellungen/2018/half-past-selber-schuld.html

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