Porträt André Fossen: DJ mit einer Passion für Soul und Funk

Düsseldorf · Friedrichstadt André Fossen organisiert Partys in den Stadtteilen, am Samstag ist er im Café Botschaft zu erleben.

 DJ André Fossen an seinem Arbeitsplatz: am DJ-Pult.

DJ André Fossen an seinem Arbeitsplatz: am DJ-Pult.

Foto: Maris Rietrums

Für Soul- und Funk-Liebhaber gibt es zwar nur einige wenige Adressen, aber auch 2019 finden Fans dieses Genres immer wieder Partys, auf denen die tanzbare Musik gespielt wird. Zum Beispiel im Café Botschaft am Fürstenplatz. Dort legt André Fossen regelmäßig auf, das nächste Mal am Samstag ab 21 Uhr. Außerdem ist der DJ  jeden Freitag um 19 Uhr auf dem Webradio-Sender shakefm.de zu hören.

DJ ist André Fossen eher aus Zufall geworden. „Im Alter von 12 bis 15 Jahren war ich auf jeder Party eingeladen, weil ich eine Plattensammlung besaß“, sagt er. 1979 meldete ihn ein Freund zu einem DJ-Wettbewerb in der Mönchengladbacher Tanzschule Türk-Brinkmann an. Fossen legte nur Soul-Stücke auf und gewann den Wettbewerb. Der Beginn seiner DJ-Karriere. Was er gespielt hat, weiß er auch noch vierzig Jahre später: „September“ von Earth, Wind and Fire, „Shake your Body down to the ground“ von The Jacksons und „Born to be alive“ von Patrick Hernandez.

Seinen ersten DJ-Job hatte er ab 1981 im deutschen Soul & Funk-Club „The Soul Center“ in Mönchengladbach. Die Gäste waren Soldaten der US-Army aus ganz Deutschland, afrikanische Studenten aus der FH in Mönchengladbach und Krefeld und aus Holland kamen Menschen mit Wurzeln in Surinam und Deutsche aus der Region. „Das war ein Multikulti-Publikum und total friedlich“, sagt André Fossen. Der Club war als einer der Top 5 Clubs in Deutschland bekannt, die Soul-Funk-Hip-Hop-Reggae-Musik präsentierten.

Woher seine Liebe zur Soul- und Funkmusik kommt, kann er nur vermuten. „Meine Mutter hat Motown-Platten gehört“, sagt Fossen, der in den siebziger Jahren jeden Donnerstag dem holländischen Radiomoderator Ferry Maat zuhörte, der die neuesten Hits aus der Soulhitparade der USA vorstellte. „Ich kenne inzwischen viele Menschen aus der Grenzregion, die früher auch diese Sendung gehört haben und so die Musik für sich entdeckt haben“, sagt Fossen. „Mich hat die Musik berührt und sie ist in meinen Beinen gelandet.“

Inzwischen ist Fossen in die Fußstapfen von Ferry Maat getreten. Er legt nicht nur auf, sondern betreibt mit Michael Mertens das Web-Radio „Shake!FM“. Hier stellt Fossen in der Sendung „Andrés Nu-Soul Lounge“ jeden Freitag um 19 Uhr die besten Veröffentlichungen der vergangenen sieben Tage vor. „Ich höre dafür zwischen acht und 20 Stunden Soul- und Funkmusik pro Woche“, sagt André Fossen. Dabei entdecke er immer wieder neue Lieder, die „jetzt produziert werden, aber Oldschool klingen“. Die Soulszene sei nicht mehr nur auf die USA beschränkt, sondern es gebe zahlreiche Produzenten in Skandinavien, Japan, Neuseeland und Australien, sowie der Türkei und Russland.

Außerhalb der insgesamt drei moderierten Sendungen pro Woche läuft auf „Shake!FM“ ein 24-Stunden-Programm mit den Discohits der Achtziger Jahre sowie neue Soul- und Funktitel. „Der Sender ist der Knaller“, findet Fossen. Innerhalb von zwei Jahren haben die Betreiber es geschafft, neben dem Webradio auf der Homepage einen Dance-Battle-Kalender und einen Eventkalender zu etablieren, der nach Angaben von Fossen 60 000 Zugriffe im Monat hat. Bis Ende des Jahres finanzieren die beiden Betreiber die Seite aus eigener Tasche, ab 2020 soll das Webradio über Werbeeinnahmen finanziert werden.

Hauptberuflich arbeitet André Fossen im Vertrieb. Etwa zwei Mal pro Monat macht er ein „Set“. Von dieser Nachtschicht muss er sich aber erst einmal wieder erholen. „Das steckt man als junger Mensch leichter weg“, sagt der 55-Jährige. Dennoch bleibt das Auflegen seine Passion. „Ich mag es, wenn ich die Menschen mit meiner Musik begeistern kann. Die Energie kommt zurück“, sagt Fossen, der seinen Job als DJ mit „gemeinschaftlich seine Musik feiern“ beschreibt. Im kommenden Jahr können alle Soulbegeisterten das auch am Stadtstrand von Düsseldorf, bei einem Open-Air in Roermond und in einem Mönchengladbacher Biergarten wieder tun. Und wer diese Events verpasst, kann ja immer noch das Web-Radio einschalten.

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