Auschwitz Eine starke Frau berichtet vom Überleben

Düsseldorf · Halina Birenbaum hat Auschwitz überlebt und erzählt Schülern ihre Geschichte.

 Halina Birenbaum sprach im Kom(m)ödchen über ihre Geschichte.

Halina Birenbaum sprach im Kom(m)ödchen über ihre Geschichte.

Foto: ja/cas

„Ich kann es nicht nicht erzählen“, sagt Halina Birenbaum. Das sei nicht immer so gewesen. Die 89-Jährige schiebt den Ärmel ihres weißen Strickpullovers ein Stück nach oben und zeigt ihre Tätowierung. „48693“ steht da – ihre Lagernummer in Auschwitz. Oft hatte sie das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen, wenn jemand ihre Nummer entdeckt hat: Du lebst? Und so viele sind tot. Und trotzdem war es ihr ein Anliegen, ihre Geschichte zu erzählen. Denn den Entschluss dazu hat sie schon 1945 gefasst – kurz bevor sie befreit wurde. Im Kom(m)ödchen sprach sie vor etwa 90 Schülern. Birenbaum, die heute in Israel lebt, erinnert sich noch lebhaft an all das, was ihr widerfahren ist, ihr angetan wurde. „Ich habe noch nie so eine starke Frau erlebt“, sagt eine Schülerin nach der Erzählung.

Halina Birenbaum hatte viel Glück. Sofern man bei einer, die zwischen ihrem 11. und 15. Lebensjahr die  schlimmsten Gräueltaten durchstehen musste und die dabei fast ihre ganze Familie verlor, von Glück sprechen kann. Sie ist 1929 in Warschau in eine Familie mit zwei älteren Brüdern geboren und lebte ab 1940 im Warschauer Ghetto.

Sie fand immer wieder
helfende Mithäftlinge

Im Juli 1943 wurde sie in das Konzentrationslager Majdanek deportiert, kurz danach ging es weiter nach Auschwitz. Glück hatte sie, dass sie den Schüssen und Misshandlungen im Ghetto entgehen konnte. Dass sie in Majdanek glaubhaft vermitteln konnte, sie sei 17 Jahre alt und nicht 14 – die Mutter war sicher, dass ein so junges Alter den Tod bedeuten würde. Glück hatte sie auch, dass ihre Schwägerin nach dem Tod ihrer Mutter so für sie gekämpft hat. Dass an dem Tag, an dem sie und die Schwägerin doch noch ins Gas sollten, genau dieses aufgebraucht war. Dass die Epidemien sie in Auschwitz nicht mitgerissen haben und dass sie immer wieder eine Arbeit und helfende Mithäftlinge gefunden hat.  Nachdem sie kurz vor der Befreiung noch ins KZ nach Ravensbrück und später in das in Neustadt-Glewe verbracht wurde, sah sie zum ersten Mal Deutschland. Schön fand sie die Häuser, die Landschaft. „Und hier sind sie und wissen nicht, was ihre Landsmänner uns angetan haben“, erinnert sie sich. Da habe sie entschieden, sie werde einmal in diese Häuser gehen und ihre Geschichte erzählen.

Als sie später einmal wieder Auschwitz besuchte, sah sie auch ihre alte Baracke. „Meine Pritsche ist noch da“, erzählt sie. Da habe sie sich unfassbar stark gefühlt. „Ihr wolltet, dass ich diesen Ort nicht überlebe. Aber ich bin immer noch da“, sagt sie.

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