DJK/VfL Willich Zwei Sieger beim ersten Poetry Slam

Willich. · Zum 100-jährigen Bestehen hat der Willicher Sportverein DJK/VfL am Wochenende einen Dichterwettstreit organisiert.

 Anna Lisa Tuczek zog ins Finale ein. Im Hintergrund sind ihre Konkurrenten zu sehen.

Anna Lisa Tuczek zog ins Finale ein. Im Hintergrund sind ihre Konkurrenten zu sehen.

Foto: Norbert Prümen

Wie Kunst und Sport zusammengehören, zeigte sich am Samstag bei einem Poetry-Slam-Wettkampf im Vereinsheim des DJK/VfL Willich. Bei dieser modernen Art des Dichterwettstreits traten neun Poeten gegeneinander an und präsentierten ihre
Texte.

Vereinsvorsitzender Helmut Frantzen begrüßte das Publikum zum kulturellen Höhepunkt mit den Worten: „Heute wollen wir die Kultur des gesprochenen Wortes mal sportlich bewerten.“ Alle weiteren Regeln erklärte dann der Moderator des Abends, Kai Frantzen, der selbst ein bekannter Poetry Slammer in Schleswig-Holstein ist. Für die Kandidaten galt: Es gab ein Zeitlimit von sechs Minuten, länger durfte nicht gesprochen werden. Auch musste der Text selbstverfasst sein, Requisiten waren
verboten.

Durch den Bezug zum Sport war der Einsatz eines Hula-Hoop-Reifens jedoch ausnahmsweise erlaubt. Zudem durfte nicht gesungen werden, „wenn, dann nur ganz kurz und schlecht“, ergänzte Moderator Kai Frantzen. Für die Bewertung der Poeten war das Publikum zuständig. Unter den Anwesenden wurden fünf Freiwillige zu Jury-Mitgliedern ernannt und sollten nach jedem sechsminütigen Vortrag ihre Bewertung auf einer Skala von eins bis zehn abgeben. Nun war es an den Kandidaten, das Publikum zum Lachen, zum Weinen, zum Nachdenken oder zum Staunen zu bringen.

Max Raths aus Viersen war der erste Poetry Slammer des Abends, der seinen Text zum Besten gab. Bekleidet in einem Trikot, mit Reimen und einer Menge Enthusiasmus in der Stimme bewies er sein Wissen über Randsportarten und kam am Ende auf 36 Punkte durch die Publikumsbewertung. Jan Bühlbecker aus Bochum verpackte humorvoll seine Kindheitserfahrungen im Fußball, „das war Liebe auf den ersten Blick“, sagte er. Dazu forderte er auch das Publikum auf, auf den lauten Ausruf „Schuss“ mit „Tor“ zu antworten. „Damit der Redeanteil etwas gerechter verteilt ist“, erklärte Jan.

Jeder Slammer hatte sechs
Minuten Zeit für seinen Vortrag

Anna Lisa Tuczek aus Wermelskirchen begann ihren Vortrag humorvoll mit den Worten „Das sportlichste an mir ist wohl mein Eisprung“. In den sechs Minuten wechselte sie von scherzhaften Aussagen über Mädchensport zur eigentlichen Ernsthaftigkeit, die das Thema mit sich bringt. „Wir reden mehr über Steuerhinterziehung und eine verpasste Torchance beim Fußball als über sexuelle Übergriffe.“ Mit ihrer kritischen Art regte sie das Publikum zum Nachdenken an und bekam am Ende 38 Punkte. Damit wurde sie Gruppensieger (insgesamt gab es drei Gruppen) in der ersten Runde und kam ins
Finale.

Etwas komplizierter wurde es, als in der zweiten Gruppe aus drei Kandidaten alle Poeten die gleiche Punktzahl von 40 erhielten. „Da müssen wir uns in der Pause eine Lösung überlegen“, erklärte Kai Frantzen. Am Ende gelang es Michael Schumacher aus Xanten, mit seinem Text über die Leidenschaft im Fußball und dem Einsatz verschiedener Stimmen (mal laut mal leise, mal grob und mal sanft) ins Finale gegen Anna Lisa Tuczek und Alexander Bach einzuziehen.

Am Ende der zweiten und finalen Runde und somit auch am Ende des Abends gab es jedoch zwei Sieger, zwischen denen sich das Publikum nicht entscheiden konnte: Michael Schumacher mit seinem Text über die Sprachbesonderheiten am Niederrhein und Alexander Bach, der davon sprach, wie man am besten mit Telefonwerbung umgeht.

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