Krise im Einzelhandel Jetzt gehen die Geschäfte zu den Kunden

Opladen. · Leverkusener Einzelhändler wollen mit digitalem Lieferangebot Umsatzeinbußen mindern.

 Birgit Bätz betreibt an der Birkenbergstraße das Geschäft „Rosenzuber“. Es ist derzeit geschlossen, „Feines und Handgemachtes“, wie etwa Seifen, gibt es auf Bestellung.

Birgit Bätz betreibt an der Birkenbergstraße das Geschäft „Rosenzuber“. Es ist derzeit geschlossen, „Feines und Handgemachtes“, wie etwa Seifen, gibt es auf Bestellung.

Foto: Bernd Bussang

Nachdem Birgit Bätz im Mai 2019 ihr Geschäft ein großes Stück die Birkenbergstraße hinauf Richtung Fußgängerzone verlegt und sich in einem neuen Ladenlokal vergrößert hatte, lief alles sehr gut an. Selbstgemachte Seife, Wolle zum Selbststricken, dazu ein Workshopangebot. Hinzu kommen die vielen Accessoires, Tees, Tassen, Geschirr, Kleinmöbel im Vintage-/Landhaus-Stil und selbst gemachter Schmuck – mit ihrem Angebot ist die 56-Jährige nah am Zeitgeist. Der Laden lief. Dann kam Corona. Wie viele andere Einzelhändler auch musste Bätz das Geschäft schließen. Ans Aufgeben denkt sie aber noch lange nicht. Für die jetzt drohende Durtstrecke hat sie Ideen, und lobt die schnelle Reaktion staatlicher Stellen. „Das war eine direkte und schnelle Hilfe, genau so wie man es braucht“, sagt sie.

Der Antrag auf staatliche Hilfe ist raus. Als Selbstständige kann die Opladener Händlerin mit einer Soforthilfe von bis zu 9000 Euro rechnen. Ihr Glück: Sie hat zudem eine verständnisvolle Vermieterin, die ihr bei der Miete entgegenkommt. „Es ist eine ältere Dame, die nicht zum ersten Mal eine Wirtschaftskrise miterlebt“, sagt die Geschäftsfrau. Mit dem vorübergehenden Mietnachlass und der staatlichen Unterstützung könne sie womöglich ein halbes Jahr durchhalten – auch weil sie sich darauf nicht ausruht, sondern selbst aktiv geworden sei. „Seife und Wolle sind bei meinen Kunden weiterhin gefragt“, sagt sie. Wer in Opladen wohnt, bekommt die Ware per Online-Bestellung frei Haus. Bätz bringt sie ihren Kundinnen persönlich bis vor die Haustür. Über die Stadtteilgrenzen kommt der Paketbote. Die ein oder andere Kundin holt sich die Ware an der Ladentür ab, kontaktfrei in einer Tüte, versteht sich.

Als sie ihr Geschäft schließen musste, hatte die Ladenbesitzerin sofort reagiert und alle digitalen Werbekanäle aktiviert: E-Mail, Facebook, Instragram – erste Reaktionen und Bestellungen ließen nicht lange auf sich warten. Inzwischen hat Bätz etwa 20 Prozent ihres Umsatzes wieder reingeholt. Immerhin. „Ich hoffe, dass es nach dem 20. April wieder weitergeht“, sagt sie. „Aber niemand weiß, was kommt; und schließlich müssen sich auch meine Kunden erst mal finanziell von der Krise erholen.“

Die Einzelhändler sind auf
die Bestellungen angewiesen

Wie Bätz geht es vielen Händlern in Leverkusen. Hilfe zur Selbsthilfe, dieses Motto hat sich inzwischen auch stadtweit bewährt. „Gemeinsam gegen Corona. Leverkusener halten zusammen“ heißt eine Initiative um den Leverkusener Online-Werbeexperten Tobias Heine (Artista), die den lokalen Einzelhandel unterstützt. Auf einer eigens eingerichteten Website gleichen Namens haben Händler und Gastronomen Gelegenheit, ihr Lieferangebot zu präsentieren. Kunden erhalten durch Links konkrete Hinweise, bei wem sie was bestellen können. Durch ihre Teilnahme könnten Kunden „ein wichtiges Zeichen setzen“ und den lokalen Einzelhandel unterstützen, sagt Regine Hall-Papachristopoulos vom der Aktionsgemeinschaft Opladen (AGO), die Gewerbetreibende des Stadtteils vertritt. „Wir hoffen, dass wir gemeinsam die Ausbreitung der Pandemie durch besonnenes Verhalten verlangsamen können, sodass schnellstmöglich die Kontaktsperren aufgehoben und die Geschäfte, Praxen und Unternehmen wieder geöffnet werden können“, sagt Hall-Papachristopoulos.

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