Einzelhandel Weniger los auf den Südhöhen – aber „mehr Freundlichkeit“

Cronenberg/Ronsdorf. · Ortskerne Cronenbergs und Ronsdorfs müssen Schließungen und weniger Kundschaft verkraften. Händler bemühen sich um Lichtblicke.

 Nicola Rische hat einen Lieferservice eingerichtet.

Nicola Rische hat einen Lieferservice eingerichtet.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Aus vielen Städten sind dieser Tage Bilder von leeren Straßen zu sehen; einen solchen vollkommenen „Lockdown“ gibt es in Wuppertal bisher nicht, jedoch sind auch hier die Plätze wegen der Kontaktsperre weniger bevölkert als sonst. Auf den Südhöhen steht das alltägliche Leben zwar nicht still, trotzdem mischt sich Beklemmung bei den Passanten ein. „Das kann man überhaupt nicht mit dem vorherigen Zustand vergleichen, es ist viel weniger los“, bemerkt eine Fußgängerin am Ronsdorfer Bandwirkerplatz. In Cronenberg stellt man sich ebenso auf die ungewohnte Situation ein: „Da müssen wir durch“, ist hier zu hören, ein Einkäufer gibt aber auch zu bedenken: „Traurig ist es für die Einzelhändler.“ Die haben mittlerweile zu einem großen Teil schließen müssen; ob Friseursalon, Modegeschäft, Schlüsseldienst oder Massagestudio, die Anordnungen der Politik werden dieser Tage in den Ortskernen deutlich greifbar.

Jene Läden, die noch geöffnet sind, setzen Ausnahmeregelungen durch. Viele der kleinen Geschäfte lassen nur zwei Kunden gleichzeitig in den Innenraum, in den Schlangen gilt es, Abstand zu wahren. An den Kassen, ob im Supermarkt oder am Kiosk, schützen Plastikfolien vor Infektionen. Es wird sich also gewappnet, und doch können Einzelhändler trotz aller Maßnahmen die Folgen der Pandemie kaum absehen.

Azad Aksu betreibt in Ronsdorf einen Imbiss. „Ich stecke in der Zwickmühle“, erklärt er. Fixkosten wie Miete und Strom seien weiter fällig, aber die Kundschaft bleibe aus. „Als Betreiber ist man gezwungen, die Ware vorrätig zu haben“, sagt Aksu. Die Ware zu verkaufen fällt schwer, da beispielsweise Schulkinder, die sonst nach dem Unterricht in das Lokal kommen, zu Hause bleiben müssen.

Allgemein bricht vielen Geschäften die Grundlage weg. Olaf Hensel, dessen Fotostudio im Herzen Cronenbergs schon seit 40 Jahren besteht, blickt einem schwierigen Monat entgegen. „Die Behörden sind zu, also braucht aktuell kaum jemand Passbilder“, sagt Hensel. Auch könne er in Zeiten von Versammlungsverboten keine Fotos von Konfirmationen oder Hochzeiten machen. Mit Blick auf die bisher unabsehbare Zeit nach Corona weist er auf die Zusammenhänge der lokalen Wirtschaft hin: „Wir leben davon, dass alle Läden bald wieder öffnen.“ Solidarität ist aber nicht überall gegeben, wie Stephanie Lanser von Schnitzler‘s Blumen in Ronsdorf zu berichten weiß: „Es gab Anfeindungen von Menschen, die ihre Geschäfte schließen mussten.“ Sie appelliert, sich über die wenigen noch offenen Möglichkeiten zu freuen, und erklärt, dass auch der Blumenladen Abstriche machen muss: „Vieles haben wir schon zum halben Preis verkauft, weil weniger Kunden kommen.“

Von einem sichtbaren Einbruch ist Nicole Rische, Inhaberin des Reformhauses an der Ronsdorfer Staasstraße, bisher verschont geblieben. „Es gibt ganz viel Zusammenhalt, die Leute wollen den Laden unterstützen.“ Sie hat sich auf die Krise mit einem Lieferservice eingestellt, der dreimal wöchentlich telefonisch getätigte Einkäufe an die Haustür bringt. So kann sie bilanzieren: „Hier ist nicht weniger los als sonst.“

Auch bei „Polick‘s Heimat“ im Cronenberger Zentrum kann Positives aus den Widrigkeiten gezogen werden: „Die Menschen sind freundlicher geworden, sie bedanken sich bei uns dafür, dass wir da sind“, haben die Verkäuferinnen bemerkt. „Trotzdem wünscht man sich Normalität zurück“, war angesichts des leeren Cafés Konsens.

Kuriose Gegebenheiten ereignen sich dieser Tage selbstredend auch. Melanie Bozic nimmt in ihrem Cronenberger Kiosk noch immer Sportwetten an – für die europaweit einzige noch aktive Fußballliga in Weißrussland.

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