Messie-Syndrom Mieterin lässt Wohnung als Ort der Verwüstung zurück

Überall stapelt sich der Müll und stehen Eimer voller Fäkalien herum. Eigentümer Pavlos Melissas weiß nicht, was er tun soll.

Messie-Syndrom: Mieterin lässt Wohnung als Ort der Verwüstung zurück
Foto: Manfred Lichtenberg

Burscheid. Der bestialische Gestank weht durch die geöffnete Tür bis auf die Straße hinaus. Und ein Versuch, die Wohnung zu betreten, endet bereits im engen Treppenhaus. Dort, wo sich einst die Toilette befand, stehen Plastikeimer randvoll mit Fäkalien. „Und oben in der ersten Etage stehen noch einmal mindestens zehn Eimer davon“, sagt Manfred Lichtenberg.

Messie-Syndrom: Mieterin lässt Wohnung als Ort der Verwüstung zurück
Foto: Doro Siewert

Der 81-jährige Kaltenherberger ist seinem Nachbarn Pavlos Melissas (82) zur Hilfe geeilt, der fassungslos vor dem Eingang zur Wohnung steht, die er seit über zwei Jahren an eine Frau vermietet hatte. „Als sie eingezogen ist, war alles picobello“, sagt der Grieche. Die sanitären Anlagen hätten funktioniert, die Wohnung sei gestrichen worden.

Jetzt ist davon nichts mehr zu sehen. Überall stapelt sich der Müll, die Wände sind verschimmelt, die Wohnung absolut unbewohnbar. 280 Euro Kaltmiete haben die 75 Quadratmeter gekostet. Gut ein Jahr kam das Geld, dann weniger, in den vergangenen drei Monaten gar nichts mehr. Ausgesprochene Kündigungen ignorierte die Frau zunächst. Jetzt verschwand sie laut Melissas Anfang des Monats — und hinterließ einen Ort der Verwüstung.

Dass es in dem schlichten Haus auch anders geht, zeigen die anderen Mieter, so die serbische Mutter, die mit ihren Kindern unter der Messie-Wohnung lebt. Bereitwillig zeigt sie ihr ordentliches und gemütliches Heim. „Wenn etwas nicht in Ordnung ist, spreche ich mit dem Vermieter und die Sache wird erledigt“, sagt sie.

Melissas steht hilf- und ratlos vor der Aufgabe, die verlassene Wohnung auszumisten. „Eigentlich kann das nur ein Spezialunternehmen machen“, sagt Nachbar Lichtenberg. Vom Gang zum Anwalt verspricht sich Melissas nichts: Eine Rechtsschutzversicherung besitzt er nicht und bei der Mieterin sei finanziell ohnehin nichts zu holen. Seit sie vertragswidrig die Schlösser ausgetauscht habe, habe er die Wohnung von innen auch nicht mehr zu Gesicht bekommen. „Die Frau hat auch keinen reingelassen und nie gelüftet“, erzählt Lichtenberg.

Zwölf Jahre ist es her, dass Melissas Hab und Gut bei einem Hinterhausbrand in der Hauptstraße verloren hat. Danach zog er nach Kaltenherberg. Jetzt steht er vor seinem Eigentum und sagt: „Ich weiß nicht, was ich machen soll.“

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