Einblick in die Kolonialgeschichte
Rautenstrauch-Joest-Museum zeigt ab dem 16. März Darstellungen von Europäern der Sammlung Lips aus der Kolonialzeit.
Köln. Die Ausstellung „Der Wilde schlägt zurück“ im Rautenstrauch-Joest-Museum widmet sich der Darstellung von Europäern aus der Perspektive der Kolonisierten und zeigt erstmals die Sammlung Lips. Die Umkehrung des kolonialen Blicks ermöglicht überraschend neue Einsichten in die Kolonialgeschichte.
Der Ausstellungstitel geht zurück auf das Buch „The Savage Hits Back or The White Man through Native Eyes“, das in den 1930er-Jahren hohe Wellen schlug: Der ehemalige Direktor des Rautenstrauch-Joest-Museums (RJM) Julius Lips publizierte das radikal antifaschistische und antirassistische Buch 1937 im amerikanischen Exil. Er zeigte darin nicht das „Exotische“ der Kolonien, sondern wie Künstler aus den Kolonien Europäer darstellten. Lips sah darin eine Bewunderung des Fremden, aber auch Kritik und Spott am Besatzer. Seine polemischen Deutungen entlarvten die „Kolonialherren“ als die eigentlichen Barbaren.
Die Ausstellung thematisiert die bis heute kontrovers diskutierte Figur Julius Lips und zeigt sein Wirken während der Weimarer Republik. Bisher ist kaum bekannt, dass sich die Objekte und Fotografien, die Lips gesammelt hat, im Depot des Rautenstrauch-Joest-Museums befinden. Erstmals werden nun die Kunstwerke aus Afrika, Asien, Ozeanien und Amerika vom 16. März bis 3. Juni der Öffentlichkeit präsentiert. Insbesondere vor dem Hintergrund neu aufflammender Nationalismen und der gegenwärtigen Rassismus-Debatte gewinnt Lips Versuch, die Perspektive auf „Fremde“ umzukehren, an Aktualität.