Peter Marseille ist der Pilzbotschafter

Der Betrieb in Leichlingen züchtet und produziert 26 Tonnen des edlen Gewächses im Jahr.

Peter Marseille ist der Pilzbotschafter
Foto: Bernd Büllesbach

Leichlingen. Seit fast fünf Jahrzehnten beschäftigt sich Pilzzüchter Peter Marseille (65) aus Leichlingen hauptberuflich mit dem edlen Gewächs. Mit großer Leidenschaft gibt er sein Wissen an interessierte Laien bei Vorträgen weiter. Auch Kinder profitieren von seinem profunden Wissen bei Schulprojekten. „Ich bin der einzige Pilzzüchter in Deutschland, der solche Vorträge hält“, sagt er mit Stolz.

Der passionierte Pilzkundler ist Landwirt und kam in den 1970ern eher durch Zufall zu den Pilzen. Heute lebt er von seiner Champignonzucht in Leichlingen-Bergerhof. Aber die Pilzleidenschaft ist viel größer. Peter Marseille engagiert sich im Bundesverband der Pilzzüchter und organisiert Ausstellungen und Informationsforen um das Thema Zuchtpilze.

Es gibt eine überraschend große Vielfalt an Zuchtpilzen. Nicht nur Champignons in Weiß oder Braun, Austernpilze, sondern auch Shiitake und Kräutersaitlinge gehören bei Marseille zum Standardprogramm. „Die Welt der Pilze ist ungeheuer spannend“, schwärmt er. „6 Prozent sind giftig, 30 Prozent ungenießbar, der Rest schmeckt prima und ist gesund.“

Aber jede einzelne Pilzart habe ihre Geheimnisse und Besonderheiten. Mindestens 20 weitere Pilzarten bis hin zum Liebespilz lassen sich züchten. Experten schätzen, dass es viel mehr Pilze auf der Erde gibt als Pflanzen und Tiere zusammengenommen. Entsprechend vielfältig sind die Arten, und sie besitzen sehr unterschiedliche Lebensformen. Zuchtpilze wie Champignons, Shiitake oder Austernpilze gehören alle in die Gruppe der sogenannten Destruenten, also zu den zersetzenden Pilzen, und können deshalb in Kultur gezüchtet werden.

Kultivierte Champignons wachsen auf Substrat. Dieser Nährboden wird aus Bestandteilen wie Stroh, Hühner- und Pferdemist, Gips und viel Wasser hergestellt. Nach der Mischung dieser Bestandteile beginnt ein Fermentationsprozess. Dieser Prozess endet mit dem sogenannten „Champignonkompost”.

Der Champignon pflanzt sich durch Sporen fort. Ein einziger Pilz produziert Milliarden Sporen. Der Kompost wird mit der sogenannten „Pilzbrut” geimpft. Die Pilzbrut besteht aus sterilem Kompost oder Getreidekörnern, der mit Champignonsporen durchwachsen ist. Nach einem aufwendigen Verfahren von Temperatur und Belüftung bilden sich 196 Fäden zusammen zu einem erbsengroßen Fruchtkörper. Bis zur ersten „Welle“, also der Ernte, vergehen weitere neun Tage, und nach drei Wellen muss das Substrat gewechselt werden.

Pilze sind sehr sensibel und druckempfindlich. Daher erfolgt die Ernte ausschließlich ganz vorsichtig von Hand. Das Substrat ist Wirtschaftsgut und wird als Anzucht-Erde in Gärtnereien und Baumschulen verwendet. Kulturchampignons werden heute das ganze Jahr über in verschiedenen Sorten und Größen angeboten. Mit 26 Tonnen Jahresproduktion hat Marseille als einer von rund 100 Betrieben in Deutschland einen kleinen Anteil an der Produktion von 70 000 Tonnen Speisepilzen im Jahr.

Aber eines vergisst der „Pilzbotschafter“ nicht zu erwähnen. Unter dem Motto „Pilze statt Pillen“ verweist er auf die Hilfe bei vielen Leiden und Krankheiten, die mit Mykotherapie behandelt werden, also der Anwendung von Pilzen.

Kontakt: Champignonzucht Marseille, Peter Marseille, Bergerhof 71, 42799 Leichlingen, (0 21 75) 42 82. Öffnungszeiten: montags bis samstags von 10 bis 18 Uhr, sonntags von 10 bis 12 Uhr.

leichlinger-champignonzucht.de

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