Die Schatten der Vergangenheit kehren zurück

Krimitipp: Ein Kölner Pfarrer gerät in die Wirren internationaler Geheimdienste und muss um sein Leben fürchten.

Die Schatten der Vergangenheit kehren zurück
Foto: Eppinger

Köln. Am frühen Morgen wird der Pfarrer der romanischen Kirche St. Pantaleon aus dem Schlaf gerissen. Ein schwer krankes Gemeindemitglied möchte bei ihm kurz vor seinem Tod noch die Beichte ablegen. Als der Kölner Geistliche Diefenstein vom Pfarrhaus aufbricht, ahnt er nicht, was auf ihn zukommt.

August Sendermann war im Zweiten Weltkrieg Offizier der Wehrmacht. Mit seinem Bataillon war er in der Ukraine an einem Exekutionskommando beteiligt, das Juden systematisch ermordet hat. Diese wurden aus ihren Häusern geholt, in Lager gesteckt oder auch direkt bei Massenerschießungen getötet. Nicht selten bereicherten sich die Soldaten am Eigentum der jüdischen Familien.

Die Taten lasten schwer auf dem Gewissen des ehemaligen Hauptmanns, der nun kurz vor seinem Tod die Absolution für seine Taten haben möchte. Das was er getan hat, bereut er zutiefst, auch wenn er im Krieg ein überzeugter Nazi war. Dem Pfarrer übergibt er neben einer großen Spende für die klamme Gemeinde ein kleines, wertvolles Buch, das er aus der Bibliothek eines jüdischen Professors in Lemberg gestohlen hatte. Der Geistliche soll es den rechtmäßigen Besitzern zurückgeben.

Als der das Buch durchblättert, erwarten ihn gleich mehrere Überraschungen. Zum einen stammt das Werk von einem römischen Gelehrten und wurde im 17. Jahrhundert gedruckt. Es ist wohl das Einzige, was von dessen Schriften erhalten geblieben ist. Noch mysteriöser ist ein alter Zettel in dem Buch — wie sich später herausstellt ist es ein Marschbefehl für ein Exekutionskommando, das der Hauptmann befehligt hat.

Dieser Zettel findet nicht nur das Interesse beim katholischen Pfarrer und seinem besten Freund, einem evangelischen Pastor aus Köln. Auch der amerikanische Geheimdienst CIA ist hinter diesen Marschbefehlen her und hat seine Agenten dafür nach Europa geschickt, um alle Mitglieder des Kommandos aus dem Jahr 1942 aufzuspüren und die Zettel einzukassieren. Dabei gehen die Amerikaner auch skrupellos über Leichen.

Der Befehl zur groß angelegten Aktion kommt aus dem Weißen Haus in Washington — dort hat ein Mann, der für die Republikaner Präsident der Vereinigten Staaten werden möchte, größtes Interesse daran, diese für ihn gefährlichen Beweisstücke zu vernichten. Der Kölner Pfarrer gerät zunächst plötzlich unter Mordverdacht, denn Sendermann ist nicht freiwillig aus dem Leben geschieden. Es dauert nicht lange, bis das Leben von Diefenstein selbst in Gefahr gerät.

Der Köln-Krimi „Landesverrat“ von Rolf D. Sabel ist ein spannender Politikthriller um ein Geschehen, das weit in der Vergangenheit zurückliegt, das aber immer noch seine Auswirkungen auf die Gegenwart besitzt. Der Protagonist ist als Pfarrer ein eher ungewöhnlicher Ermittler, der sich mit Intelligenz und Humor aufmacht, um die Schatten der Vergangenheit zu erkunden.

Rolf D. Sabel: Landesverrat, CMZ-Verlag, 320 Seiten, 16.95 Euro

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