Kommentar Modernisierung der Bahn – Warum es keinen „Wow-Effekt“ geben wird

Meinung | Berlin · Wenn Andreas Scheuer ins Schwärmen gerät, dann ist erfahrungsgemäß Vorsicht angesagt. Nun hat der Bundesverkehrsminister das „Jahrzehnt der Schiene“ ausgerufen und spricht von einem „Wow-Effekt“. Ob das gut geht?

 Andreas Scheuer (CSU), Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, nimmt an einer Podiumsdiskussion im Rahmen des Digital-Gipfels 2019 der Bundesregierung teil.

Andreas Scheuer (CSU), Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, nimmt an einer Podiumsdiskussion im Rahmen des Digital-Gipfels 2019 der Bundesregierung teil.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Wenn Andreas Scheuer ins Schwärmen gerät, dann ist erfahrungsgemäß Vorsicht angesagt. Schon die Maut für Ausländer sollte ein Super-Ding werden und wurde zum Riesen-Reinfall. Nun hat der Bundesverkehrsminister das „Jahrzehnt der Schiene“ ausgerufen, ja, sogar von einem „Wow-Effekt“ gesprochen. Ob das gut geht?

Die Zahl ist zweifellos beeindruckend: 86 Milliarden Euro sollen bis 2030 in die Sanierung und Modernisierung der Deutschen Bahn fließen. Allerdings relativiert sich die gewaltige Summe, wenn man bedenkt, dass die Bahn lange Zeit regelrecht kaputt gespart wurde. Marode Brücken, verschlissene Gleisanlagen und baufällige Bahnhöfe sind ein sichtbarer Ausdruck dafür. Auch geht es nicht nur darum, die Versäumnisse der Vergangenheit auszumerzen. Im Kampf gegen den Klimawandel ist der Verkehrsbereich eine zentrale Stellschraube.

Allen voran die Bahn als eines der umweltfreundlichsten Beförderungsmittel. Sie muss deshalb viel attraktiver werden. Die Verbilligung der Bahncard und die Senkung der Steuer auf Bahntickets sind dafür erste Schritte. Um mehr Menschen auf die Schiene zu bringen, muss die Bahn allerdings auch verfügbar sein. Vielerorts ist sie das nicht mehr. Seit Mitte der 1990er Jahre wurden über 6000 Kilometer Gleise stillgelegt. Außerdem kann die Verkehrswende nur dann umfassend gelingen, wenn auch deutlich mehr Fracht von der Straße auf die Schiene kommt. Hier lassen die Rahmenbedingungen ebenfalls noch stark zu wünschen übrig.

 Stefan Vetter.

Stefan Vetter.

Foto: k r o h n f o t o . d e

Angesichts dieser immensen Herausforderungen wird es sicher keinen „Wow-Effekt“ geben, keine Besserung quasi über Nacht. Zumal das viele Geld erst mal konkret verplant und verbaut werden muss. Wegen der begrenzten Kapazitäten ist das ein langwieriger Prozess. Reisenden dürfte er noch viel Geduld abverlangen. Immerhin, die Weichen für eine deutliche Aufwertung der Bahn wurden am Dienstag endlich gestellt. Ab jetzt gilt`s, Herr Scheuer.

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