Kommentar : Iran - Ein Konflikt, der außer Kontrolle geraten kann
Meinung Berlin Das Drama um den Flugzeugabschuss über dem Iran zeigt, wie unberechenbar der Konflikt ist.
Die Wahrheit ließ sich nicht mehr länger unter Verschluss halten. Am Ende war die Beweislage wohl zu erdrückend, als dass der Iran seine Schuld für den Absturz einer ukrainischen Passagiermaschine hätte weiter leugnen können. Das Drama zeigt einmal mehr, wie schnell die Situation in einem hoch militarisierten Krisengebiet außer Kontrolle geraten kann.
Es bleibt ein Rätsel, warum die iranischen Behörden in der Nacht des Angriffs auf US-Stützpunkte im Irak nicht den Luftraum für alle zivilen Aktivitäten gesperrt haben. Fassungslos macht auch, wie man ein großes Passagierflugzeug mit einem deutlich kleineren Marschflugkörper verwechseln kann. War es allein menschliches Versagen, oder auch technisches? Oder beides? Fest steht, dass sich das Mullah-Regime in Teheran in eine noch schwierigere Lage manövriert hat. Die gezielte Tötung eines iranischen Militärstrategen durch die USA schien viele Iraner die desolate Wirtschaftslage im Land einstweilen vergessen zu lassen. Die kollektive Empörung gegen Washington ist wahrscheinlich die beste Lebensversicherung für die Machthaber in Teheran. Doch der Wind hat sich in kürzester Zeit gedreht. Die Trauer ist umgeschlagen in Wut und Protest gegen die Lügen der einheimischen Behörden. Das Desaster wiegt national umso schmerzlicher, als die meisten Passagiere des Todesfluges PS 752 von Teheran nach Kiew iranische Staatsbürger waren.
Donald Trump hingegen spielt die jüngste Wendung in die Hände. Auch wenn der US-Präsident nach wie vor über keinerlei schlüssiges Konzept zur Eindämmung der Brandherde im Nahen Osten verfügt, sie im Gegenteil ja mitbefeuert hat, so kann er sich nun wieder demonstrativ an die Seite der Demonstranten im Iran stellen.