Kommentar : Türkische Schulen wären normal – und doch verdächtig
Meinung Berlin Viele Länder haben Schulen im Ausland, auch Deutschland. Warum sollten der Türkei solche Einrichtungen also untersagt werden? Doch die deutschen Behörden müssen genau hinsehen.
Die ersten Reaktionen sind fast so wie beim berühmten Pawlowschen Hund, dem man die Wurst hinhält: Die Türkei will in Deutschland drei türkische Schulen gründen, das darf doch wohl nicht wahr sein. Schreitet die religiöse und politische Unterwanderung durch Präsident Erdogan und seine Regierung also munter voran?
Der Verdacht, dass die Politik Ankaras weiter Fuß fassen soll in der großen türkischen Gemeinde hierzulande, liegt selbstverständlich nahe. Aus guten Gründen: In den letzten Jahren sind die Aktivitäten auf deutschem Boden massiv ausgeweitet worden, angefangen beim Einfluss auf Moscheen bis hin zu einem verstärkten, türkischen Medienangebot. Auch die Wahlkampfveranstaltungen Erdogans in Köln sowie die seiner Minister anderswo sind noch in guter Erinnerung. Und dass Deutschland politische Zielscheibe des Präsidenten ist, hat er ein ums andere Mal mit seinen verbalen Attacken bewiesen.
Die diplomatische Krise zwischen beiden Ländern liegt noch nicht lange zurück. Sie kann auch jederzeit wieder aufflammen angesichts der Politik des türkischen Präsidenten im eigenen Land, angesichts seiner Nähe zu Moskau und seines militärischen Gebarens mit Blick auf Syrien und Libyen.