Höchste Zeit für den Aufbau West

NRW ist Schlusslicht bei den Ausgaben pro Schüler und Jahr

In dieser Statistik dürfte Nordrhein-Westfalen eigentlich nicht Schlusslicht sein, ist es aber. Und das schon seit Jahr und Tag. NRW gibt jährlich im Vergleich zu den anderen 15 Bundesländern am wenigsten Geld pro Schüler aus.

Spitzenreiter ist Thüringen. Das allein ist schon bemerkenswert. Der Unterschied zwischen den beiden Ländern löst sogar Erstaunen aus. Während NRW im Schnitt mit 5000 Euro pro Schüler und Jahr kalkuliert, sind es in Thüringen 7700 Euro. Das Ergebnis ist, dass Thüringen in allen namhaften Bildungsstudien Spitzenplätze einnimmt.

Das hat sich sehr wahrscheinlich auch schon bis in die Düsseldorfer Staatskanzlei herumgesprochen. Konsequenzen werden allerdings nicht gezogen. Doch ehe nun wieder die Litanei vom Aufbau Ost und vom Solidaritätszuschlag heruntergeleiert wird, sei erwähnt, dass selbst das bettelarme Saarland für seine Schüler und seine Schulen mehr Geld ausgibt.

Es stimmt zwar, dass in den Jahren seit dem Fall der Mauer Milliarden über Milliarden in die neuen Bundesländer geflossen sind, während Städte wie Gelsenkirchen, Hagen, Wuppertal und Solingen mit dem Strukturwandel weitestgehend alleingelassen wurden. Aber anderen Westländern mit strukturschwachen Regionen geht es nicht besser. Dennoch setzen sie offensichtlich andere, die richtigen Prioritäten.

Den schwachen Gesamteindruck der Bildungspolitik in NRW kann auch der Verweis von Ministerin Sylvia Löhrmann auf Inklusion und Ganztagsbetreuung nicht entscheidend verbessern. Es geht um Grundsätzliches. Es geht darum, trotz sinkender Schülerzahlen die Zahl der Lehrer nicht zu senken. Es geht um Lehrmaterial und letztlich auch darum, dass es an Schulen Toilettenanlagen gibt, die der Kinder würdig sind.

Dass Investition in Bildung gleichzeitig eine Investition in die Zukunft bedeutet, ist wahrlich nicht neu. Aber es ist aktueller denn je. Bundesländer wie NRW werden ihre künftigen Haushaltsplanungen noch mehr an dieser Wahrheit orientieren müssen. Außerdem ist es höchste Zeit, dass dem Aufbau Ost der Aufbau West folgt. Ganz ohne Hilfe des Bundes kann NRW die Wende nicht schaffen.

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