Busse und Bahnen haben keine Lobby

Die Politik spart den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr in die Krise.

Wie leicht war es doch in der Vergangenheit, Fahrpreiserhöhungen zu rechtfertigen: Die steigenden Energiekosten taugten stets als Begründung, gegen die niemand so schnell etwas einwenden konnte.

Dieses Argument zieht jetzt nicht mehr, und schon zeigt sich die Realität ganz unverblümt: Beim VRR dreht sich eine nicht mehr zu stoppende Preisspirale, die das Tarifsystem von der gegenwärtigen Inflationsrate abkoppelt. Die Folge ist, dass der Verkehrsverbund seiner zentralen Aufgabe nicht mehr gerecht wird, die Menschen preiswert von Anach B zu bringen.

Bisher sind die Fahrgastzahlen zwar noch durch zunehmende berufliche Mobilität gestiegen. Allerdings sorgen drastische Preissprünge zwischen den Tarifzonen, überteuerte Einzel-Tickets, konfuse Tarifstrukturen und immer neue Preisrunden dafür, dass Busse und Bahnen schon bald für weite Teile der Bevölkerung unattraktiv werden könnten.

Offensichtlich besitzt der Nahverkehr weder für den Bund noch für die Landesregierung Priorität. Beim Konjunktur- paketII der Großen Koalition ging er leer aus, zugleich spendierte man den Bundesbürgern lieber Abwrackprämien-Milliarden für ihr liebstes Kind. Dabei blendet die Bundesregierung aus, dass die Folgen dieser einseitigen Verkehrspolitik verheerend sind.

Nicht besser macht es die NRW-Landesregierung, die sich ihren Verpflichtungen entzieht. Es geht nicht nur darum, dass ein schwacher Nahverkehr für noch längere Staus auf den Straßen sorgt, dass noch mehr Autos Klimagift in die Atmosphäre blasen, dass sozial schwache Menschen ihre Mobilität verlieren, weil sie diese nicht mehr bezahlen können. Es geht allgemein auch darum, dass ein nicht konkurrenzfähiger öffentlicher Nahverkehr die Städte an Rhein und Ruhr im Standortwettbewerb schwächt.

Erst effektive Nahverkehrssysteme verwandeln die großen europäischen Ballungsräume in funktionierende "Stadt-Maschinen". An München, Berlin oder Paris kann sich die Rhein-Ruhr-Region mit ihren zehn Millionen Einwohnern nicht messen, und der Abstand wächst. Sollte sich daran nichts ändern, wird der urbane Koloss zwischen Dortmund und Düsseldorf seine Zukunft verspielen.

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