Umkehrbewegung in der Fernsehlandschaft: Sat.1 landet den Kerner-Coup

In der Fernsehlandschaft setzt eine Umkehrbewegung ein.

Ist Johannes B. Kerner bei Sat.1 der Vorreiter für Harald Schmidt? Macht sich auch der Late-Night-Talker demnächst auf den Weg zurück zu seinen Ursprüngen? In der Fernsehlandschaft setzt buchstäblich eine Umkehrbewegung ein: Vor Jahren hatten die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF leichtes Spiel und dicke Schatullen, um Moderatoren anzuwerben, die bei den Privatsendern populär geworden waren.

Doch nach dem Komiker Oliver Pocher geht mit Johannes B. Kerner nun ein echtes TV-Schwergewicht zu Sat.1. Wechselt am Ende sogar Reinhold Beckmann zurück ins Privatfernsehen, der sich bei der ARD doch so gemütlich eingerichtet zu haben scheint?

Es verblüfft allerdings, dass ausgerechnet Sat.1 den Kerner-Coup landet. Von dem Privatsender hörte und sah man in den vergangenen Jahren wenig und schon gar nichts programm-innovatives. Er tauchte allenfalls auf den Wirtschaftsseiten auf, weil unter dem Druck der Investoren weitere Einsparungen und der Umzug nach München durchgesetzt wurden.

Doch nun nimmt der TV-Konzern ProSiebenSat.1 wieder Geld fürs Programm in die Hand: Er kauft für geschätzte 75 Millionen Euro die Rechte an Champions League und Uefa-Cup bis 2012 und verpflichtet dazu einen der prominentesten Fußball-Experten.

Über Kerners Gründe für diesen Wechsel kann man nur rätseln. Die "tollen Perspektiven", die er bei Sat.1 sieht, erschließen sich jedenfalls nur schwer. Beim ZDF konnte er sich die Rosinen aus dem Programm picken. Beispiel Fußball: "Das Aktuelle Sportstudio" gab er 2006 ab, womöglich hatte es ihm zu wenig Quote. Er hielt lieber das Moderations-Monopol bei Länderspielen.

Bei Sat.1 wird er bestenfalls halb so oft auf dem Bildschirm sein wie beim ZDF. Das schlägt sich auf seine Werbehonorare nieder. Auf der anderen Seite wird sein Sat.1-Salär nicht gerade knapp ausfallen. Zudem dürfte man sich vor dem Heimkehrer so tief verbeugen, dass er in seinen Sendungen nach Gutdünken schalten und walten kann.

Beim ZDF hinterlässt Kerner fraglos eine große Lücke. Doch genau sie bietet nun die Möglichkeit für eine Auffrischung. Denn Kerners massive Dauerlächelpräsenz hat das Programm so verstopft, dass vieles andere von vornherein keine Chance hatte.

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