"Maria, ihm schmeckt's nicht": Autor Weiler im WZ-Interview

Jan Weiler über die Verfilmung seines Buches, seine Abscheu gegen Meeresfrüchte und sein neues Leben als Restaurantbesitzer.

Düsseldorf. Jan Weilers Roman "Maria, ihm schmeckt’s nicht" erschien 2003 und wurde sofort zum Bestseller mit 1,7 Millionen verkauften Exemplaren. Er schildert darin, wie er die Deutsch-Italienerin Sara in Süditalien heiratet und wird dabei konfrontiert mit dem südlichen Temerament, fremder Küche und harter Bürokratie. Nun wurde das Buch des Düsseldorfer Autors und Journalisten verfilmt - teilweise an Krefelder Schauplätzen. Die Komödie feiert am Freitag Premiere im Open-Air-Kino am Rhein und kommt am 6. August offiziell in die Kinos.

Herr Weiler, wie finden Sie denn Ihre Geschichte, die ja eine sehr persönliche ist, auf der Leinwand getroffen?

Weiler: Sie ist auf schockierende Weise gut getroffen. Es gibt manche Szenen, die genauso sind, wie sie sich in meinem eigenen Leben zugetragen haben. Das fand ich toll, aber in manchen Situationen auch etwas befremdlich.

Als Sie das Drehbuch geschrieben haben: Auf was haben Sie verzichtet, und war das schmerzhaft?

Weiler: Ja, wir haben auf viele Dinge verzichten müssen, die mir wichtig waren, etwa die Rückschau auf die Kindheit von Antonio in seinem Heimatdorf. Die Migrationsgeschichte, die Reise nach Deutschland, war aber wichtiger als die Erlebnisse mit seiner Kinderbande. Das muss man aushalten als Autor.

War Christian Ulmen als Hauptfigur schon früh im Spiel?

Weiler: Er war als Allererster im Spiel. Schon beim ersten Treffen mit dem Produzenten Jakob Claussen vor fünfeinhalb Jahren habe ich Christian Ulmen ins Gespräch gebracht. Ich kannte ihn nur aus dem Fernsehen. Und das Drehbuch habe ich dann ganz im Hinblick auf Christian geschrieben, obwohl noch nicht feststand, dass er die Rolle bekommt. Aber auch beim Casting war er einfach der Beste.

Wie gut ist Ihr Schwiegervater getroffen? Hat er sich selbst schon gesehen?

Weiler: Nein, er hat sich noch nicht selbst gesehen. Ich finde, Antonio ist toll getroffen. Und das meint auch meine Frau, die das am besten beurteilen kann. Lino Banfi spielt den Antonio mit einer Lust und Hingabe an diesen Typen, das ist ganz rührend. Wir waren alle zusammen essen, und meine Frau und Lino haben direkt einen Draht zueinander gefunden. Das ist erstaunlich.

Der Film wird, anders als das Buch, in Italien herauskommen. Wie schätzen Sie die Reaktionen ein?

Weiler: Das kann ich nicht beurteilen. Bisher haben die Italiener überhaupt kein Interesse daran, dass ein Deutscher etwas über einen italienischen Gastarbeiter erzählt. Der Schauspieler Lino Banfi ist allerdings in Italien dermaßen beliebt, dass die Italiener vielleicht wegen ihm in den Film gehen.

Was bedeutet es Ihnen als Düsseldorfer, dass der Film beim Open-Air-Kino am Rhein Premiere feiert? Kommen viele alte Freunde?

Weiler: Das will ich doch hoffen. Das bedeutet mir eine Menge, weil ich ja nun mal aus der Stadt komme und auch zwischendurch wahnsinnig gern dort bin. Ich trete im Winter im Kom(m)ödchen auf und jetzt beim Open-Air Kino und freue mich, meine Freunde zu treffen.

Sie haben aufgrund von gesundheitlichen Problemen Ihr Leben geändert und Ihren Job als Chefredakteur beim SZ-Magazin aufgegeben. Was genießen Sie denn am meisten an Ihrem neuen Leben?

Weiler: Am meisten genieße ich die Unabhängigkeit. Ich muss nicht mehr stundenlang in Konferenzen sitzen, mit Leuten, mit denen ich gar nicht in Konferenzen sitzen will. Ich bin zwar sehr diszipliniert und gehe um 10 Uhr in mein Büro und arbeite bis fünf, aber ich bin mein eigener Herr: Alles, was ich mache, mache ich für mich und meine Familie. Das ist das Tolle an meinem Leben jetzt. Aber ich habe auch sehr schmerzhaft begreifen müssen, dass es darauf ankommt.

Sie betreiben jetzt mit Freunden ein Restaurant. Was macht Ihnen daran am meisten Spaß?

Weiler: Mit macht am meisten Spaß, dass wir immer versuchen, besser zu werden. Das Herumfeilen an dem Laden ist sehr befriedigend. Das ist ein schönes, kleines Restaurant, in dem wir selbst gerne sind.

Nächste Woche erscheint auch Ihr Kochbuch. Welches ist denn Ihr Lieblingsrezept?

Weiler: Ich habe kein Lieblingsrezept. Die Gerichte stammen alle von meinem Partner und Küchenchef Corbinian Kohn. Aber es gibt in dem Buch tatsächlich Sachen, die ich nicht mag. Ich verabscheue Rote Beete, und ich mag keine Krake. Aber da bin ich in der Minderheit, weil wir Krake wie wild verkaufen. Das Krakenrezept ist mit anderen 39 Rezepten in dem Buch. Und ich habe dazu jeweils eine Kurzgeschichte gestellt.

Hat denn Ihre Familie in Italien mittlerweile akzeptiert, dass Sie keine Meeresfrüchte essen?

Weiler: Ja, sie halten mich für irre, sie halten das für eine Art Schrulle, aber sie akzeptieren das. Sie finden mich eh skurril.

Immer noch?

Weiler: Ja. Die finden das einfach komisch, wenn Leute wie ich immer richtig herum in die Einbahnstraße fahren. Aber sie mögen mich, damit ist ja eine Menge gewonnen.

Können Sie denn mittlerweile Italienisch?

Weiler: Nein, immer noch nicht. Die offizielle Künstlerbegründung lautet: Wenn ich Italienisch könnte, dann würden mir diese Unzulänglichkeiten fehlen, die ich für meine Arbeit brauche. Und wenn ich schwimmen lernen würde, könnte ich nicht mehr darüber schreiben, wie es ist, nicht schwimmen zu können. Die inoffizielle Begründung ist: Meine Frau kümmert sich um alles, und ich bin einfach zu faul.

Gibt es denn bald von Ihnen einen neuen Roman?

Weiler: 2011 gibt es einen neuen Roman. Jetzt erscheint erstmal "Mein Leben als Mensch", das sind meine "Stern"-Kolumnen. Nächstes Jahr fange ich den neuen Roman an. Das wird ein Riesenschinken.

Können Sie denn das Thema verraten?

Weiler: Nein, da bin ich abergläubisch. Aber ich kann ein Genre verraten: Es wird ein großer Abenteuerroman. Ich habe das Gefühl, dass es der Welt an großen Abenteuerromanen fehlt. Ich meine damit nicht die Harry-Potter-Welt: Abenteuerromane sind ja heute immer gleich so fantasymäßig, so eskapistisch. Ich finde, es braucht mal wieder so etwas wie "Tom Sawyer und Huckleberry Finn", also etwas, das in der Gegenwart spielt und nicht in einer Parallelwelt.

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