Aufgenommen in den Clan der Italiener

Film: „Maria, ihm schmeckt’s nicht“ trifft gut den leichten Ton der literarischen Vorlage.

Düsseldorf. Ein Weg führt nach Campobello in Italien, und der bringt Jan direkt vor den Traualtar. Dass viele Wege wieder herausführen und es schwer ist, den richtigen zu finden, das muss der Deutsche, umzingelt von einer Sippe aufgebrachter Italiener, erst schmerzlich lernen.

Das Erfolgsbuch "Maria, ihm schmeckt’s nicht" von Jan Weiler kommt nun auf die Leinwand. Die Verfilmung von Neele Leana Vollmar trifft den amüsant-hintergründigen Ton des Buchs sehr gut und spielt mit den Klischees, ohne zu abgedroschen und platt zu sein. Auch im Film schildert Jan (Christian Ulmen) augenzwinkernd aus der Ich-Perspektive, wie er seine deutsch-italienische Freundin Sara (Mina Tander) in Süditalien heiratet - unter Teilnahme der ganzen Großfamilie und unter dem strengen Blick des zukünftigen Schwiegervaters Antonio (Lino Banfi). Er kam 1965 als Gastarbeiter nach Duisburg und ist mit einer Deutschen (Maren Kroymann) verheiratet. In Deutschland ist er ganz Italiener, in seiner alten Heimat allerdings scheint er schon fast ein Deutscher zu sein, so sehr liebt er mittlerweile ihre Ordnung und Pünktlichkeit.

In atmosphärischen Rückblenden erzählt der Film von Antonios Bruch mit der Familie und der heimlichen Reise nach Deutschland, wo man ihn in den 60er Jahren als "Spaghettifresser" nicht nur willkommen heißt.

Wie schwierig der Umgang zwischen Jan und dem künftigen Schwiegervater ist, zeigt sich schon gleich beim ersten Kennenlernen. Antonio knackt weiter Nüsse, während Jan etwas belämmert mit einem Blumenstrauß im Flur steht. Der Weg der Peinlichkeiten für Jan ist lang und führt ihn bis ins süditalienische Campobello, einem kleinen Kaff, in dem jeder jeden kennt.

Jan bemüht sich, im Clan aufgenommen zu werden. Trotz Meeresfrüchteallergie mimt er den Muschelfan und kämpft Nacht für Nacht mit dem viel zu weichen Bett. Als dann noch seine intellektuellen Eltern, Vertreter "Toskana-Fraktion", zur Festgemeinde stoßen, eskaliert es in den neuen Familienbanden.

In warmen Farben zeichnet die Regisseurin ("Urlaub vom Leben") das Bild vom ländlichen Italien, ohne zu sehr in Urlaubsromantik zu schwelgen. Den lockeren Erzählstil des Buchs setzt sie mit schrägen Perspektiven und Abblenden gekonnt in Bilder um. Als ein großer Pluspunkt erweist sich die gute Besetzung. Christian Ulmen gibt Jan eine erfrischend ironische Note. Sein Understatement sorgt dafür, dass er in Socken und Badehose am Strand oder im Pyjama in der Autowerkstatt nicht nur albern wirkt, sondern auch anrührend und ungeheuer sympathisch.

Lino Banfis Antonio entspricht zwar zunächst nicht unbedingt dem Bild Antonios, das man sich vom Buch gemacht hatte. Aber mit jeder Minute füllt er die Rolle des machohaft-granteligen Übervaters mit dem großen Herz mehr aus. Die charmant-schöne Mina Tander als Sara passt bestens in den Clan der eigenwilligen Italiener, die allesamt, scheint es, mit Liebe zum Detail gecastet wurden. mm

Wertung: Vier von fünf Punkten

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