RAG: Müller kämpft für Börsengang

RAG-Chef Werner Müller will mit dem Börsengang über fünf Millionen Euro erlösen. Der „weiße Bereich“ werde immer lukrativer, sagt der Konzernchef.

Essen. RAG-Chef Werner Müller hält sein Unternehmen für börsenreif. "Wir sind sehr gut aufgestellt und werden mit jedem Monat besser und lukrativer", sagte er gestern bei der Bilanzpressekonferenz seines Unternehmens in Essen. Gleichzeitig forderte er Bundes- und vor allem die NRW-Landesregierung auf, den Weg für den Börsengang reif zu machen: "Die Zeit drängt."

Die Zahlen, die er vorlegte, waren in der Tat recht gut. Der Gewinn für den Konzern ohne den Kohlebereich stieg auf 1,05 Milliarden Euro, bedingt allerdings vor allem durch den Verkaufserlös der Bauchemie. Dennoch scheint der sogenannte "weiße Bereich", also Degussa (Chemie), Steag (Energie und Kraftwerke) und Immobilien, gut aufgestellt. Müller hält für den Chemie-Bereich Übernahmen für nicht ausgeschlossen, die Immobilien-sparte soll ebenfalls zukaufen. Allerdings lasten 5,4 Milliarden Schulden auf der RAG.

Den "weißen" Bereich will er weiter komplett an die Börse bringen. Überlegungen der schwarz-gelben Landesregierung, durch einen Einzelverkauf möglicherweise mehr Geld zu erlösen, erteilte er eine klare Absage. Die Risiken seien immens, Angebote lägen nicht vor. "Außerdem müsste ein Käufer auch die Schulden übernehmen", so Müller.

Mit dem Börsengang, Müller geht mittlerweile von einem Start erst im Jahr 2008 aus, ließen sich mindestens 5,1 Milliarden Euro erlösen, lautet Müllers Rechnung. Das reiche aus, um die von ihm geplante Stiftung so auszustatten, dass sie die Altlasten aus dem "schwarzen" Bereich, also der Kohle, dauerhaft schultern kann.

Eine der wichtigsten Entscheidungen der Landespolitik in Nordrhein-Westfalen hängt weiter in der Luft: Der Börsengang der RAG ist noch längst nicht in trockenen Tüchern. Dabei geht es um das Schicksal von zehntausenden Mitarbeitern, um die Frage, ob es in NRW ein weiteres Dax-Unternehmen gibt, und vor allem darum, ob der sozialverträgliche Ausstieg aus der Steinkohle tatsächlich gelingt.

Diese Manöver der Landesregierung haben freilich ein entscheidendes Manko: Eine überzeugende Personalalternative zu Müller hat Rüttgers nicht. Es wird dem Ministerpräsidenten wohl nichts anderes übrig bleiben, als sich mit dem ungeliebten Konzernlenker zusammenzuraufen. Die Sache verlangt diesen Schritt.

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