Abschiedstour: Nystad genießt letzte Saison

Davos (dpa) - Claudia Nystad schaut auf die Winterlandschaft in Davos und sinniert über den nun absehbaren endgültigen Abschied ihrer leistungssportlichen Karriere nach.

Abschiedstour: Nystad genießt letzte Saison
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„Ich glaube, so viel Spaß beim Laufen und Schinden wie in diesem Jahr hatte ich noch nie“, sagt die Skilangläuferin vor dem dritten Weltcup der Saison am Wochenende in dem schweizerischen Nobelkurort. Bis März wird die Oberwiesenthalerin noch durch die Wettkampfloipen der Welt gleiten, dann ist wirklich Schluss. „Noch mal komme ich nicht zurück“, beteuert sie.

Als sie vor fast zwei Jahren ihr Comeback nach dreijähriger Abstinenz ankündigte, hielten viele das für einen Witz. Immerhin war sie da schon 35 Jahre alt. Doch Nystad wusste, was sie wollte. „Mir war klar, dass ich nicht mehr um Siege laufe. Aber ich wollte es mir selbst noch einmal beweisen“, erzählt sie.

Sie bewies es nicht nur sich, sondern auch allen Skeptikern und Kritikern. Sie schaffte - wenn auch erst auf den letzten Drücker - die Olympia-Qualifikation und führte in Sotschi dann die deutsche Staffel zur Bronzemedaille. „Ich denke gern an Olympia zurück. Ich bin dort stabil gelaufen, war in dem einen Rennen auch lauftechnisch richtig gut. Da hat alles gepasst.“

Wie so oft in ihrer Karriere. Nicht umsonst ist sie Deutschlands erfolgreichste Langläuferin. Zwei Olympiasiege, vier weitere Olympia-Medaillen, ein WM-Titel und weitere vier WM-Plaketten stehen in der Chronik. Nystad ist schon lange ein Inbegriff für Erfolg und Ästhetik im nordischen Skisport.

„Die Auflistung der Erfolge hört sich nach viel Erfahrung an“, sagt erzählt die studierte Wirtschaftsinformatikern. Es stecke in erster Linie viel Arbeit dahinter. „Dass man jetzt als UFO angesehen wird, wenn man als Olympiasieger angekündigt wird, ist schon lustig“, meint sie. „Es öffnen sich mehr Türen als bei anderen, das ist vielleicht ein kleiner Vorteil.“

In ihre letzte Weltcup-Saison startete Nystad mit der Hoffnung, ab und zu in einem vollen Feld um Platz 20 herum anzukommen. Ihre drei bisherigen Platzierungen in Distanzrennen lauten 23, 17, 17. „Das läuft viel besser als gedacht. Ich gehe in jedes Rennen mit viel Spaß und denke, dass ich bald noch besser sein werde“, berichtet sie.

Einen Tick besser werden sollte sie auch, denn für das WM-Ticket benötigt sie zwei Platzierungen unter den besten 15. „Es wird sich ein Weg ergeben“, sagt Nystad und ist sich schon jetzt sicher: „Die deutschen Frauen sind in Falun stark genug für eine Medaille - mit mir und auch ohne mich.“

Wehmut kommt bei ihr nicht auf, wenn sie darüber nachdenkt, dass sie jeden Ort zumindest als Leistungssportlerin zum letzten Mal sieht. „Im Gegenteil. Ich bin überaus dankbar, dass ich das noch mal erleben darf. Das ist wie eine große Ehre“, sagt die Sächsin, die sich auch als Malerin schon einen Namen gemacht hat.

Was nach dem Sport kommt, lässt sie offen. „Ich bin da völlig entspannt, weil ich weiß, wie das Laben weiter funktioniert. Das nimmt mir jede Angst.“ Dem Sport möchte sie irgendwie verbunden bleiben. Nur eines ist sicher: „Trainerin werde ich nicht. Die haben keinen besonders guten Stand.“

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