Freudentränen in Wimbledon

Sabine Lisicki gewinnt gegen die Weltranglistenerste Serena Williams. „Ein wunderbares Gefühl“, sagt die 23-Jährige.

London. Sabine Lisicki fiel vornüber auf den Heiligen Rasen, warf eine Kusshand ins Publikum und heulte einfach drauflos. Auf der Tribüne herzte Bundestrainerin Barbara Rittner Lisickis Mama. Die Zuschauer auf der bedeutendsten Tennisbühne der Welt saßen nach dem sensationellen Schauspiel in drei Akten längst nicht mehr. Die 23 Jahre alte Berlinerin bezwang in Wimbledon die Weltranglisten-Erste, Titelverteidigerin, fünfmalige Wimbledon-Siegerin und unangefochtene Top-Favoritin Serena Williams mit 6:2, 1:6, 6:4.

„Ich zittere immer noch“, sagte Lisicki in ihrem ersten Interview. Dann erstickten die Tränen der Freude für einen kurzen Moment die Stimme. „Es ist natürlich unglaublich für mich, dieses Match noch gewonnen zu haben. Es ist ein wunderbares Gefühl“, sagte sie. „Ich habe alles gegeben und um jeden Punkt gekämpft.“ Belohnung für die Meisterleistung ist nun das vierte Wimbledon-Viertelfinale ihrer Karriere.

Und in diesem verrückten Jahr scheint noch sehr viel mehr möglich. Lisickis nächste Gegnerin ist Kaia Kanepi aus Estland. Und nach ihrer Demonstration der Stärke gegen die Beste der Welt braucht sich Lisicki vor keiner Kontrahentin mehr zu fürchten. „Darüber denke ich jetzt noch nicht nach“, sagte sie nach ihrem Coup auf dem Centre Court. Es klang fast wie eine Warnung an die Konkurrenz, als sie hinterher schob: „Das Turnier ist noch nicht vorbei.“

Für Williams schon — obwohl die 31-Jährige zuletzt 34 Siege nacheinander feierte, die French Open gewann und seit dem überraschenden Aus von Maria Scharapowa für manche schon als logische Siegerin vorab gekürt wurde. Lisicki spielte jedoch ohne Respekt und war nach 2:02 Stunden am Ende die verdiente Siegerin.

Tommy Haas hat eine Überraschung gegen den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic verpasst und ist im Achtelfinale von Wimbledon ausgeschieden. Der 35 Jahre alte gebürtige Hamburger musste sich dem neun Jahre jüngeren Serben 1:6, 4:6, 6:7 (4:7) geschlagen geben. Damit ist von den anfangs elf deutschen Tennis-Herren keiner mehr bei dem Grand-Slam-Turnier in London vertreten.

Djokovic, der im gesamten Turnierverlauf noch keinen Satz abgegeben hat und nach dem frühen Scheitern von Roger Federer und Rafael Nadal als Top-Favorit auf den Titel gilt, ließ seinem Gegenüber keine Chance. In nur 25 Minuten entschied der Australian-Open-Champion den ersten Satz. Der zweite Durchgang dauerte fast doppelt so lange wie der erste. Auch im dritten Satz musste Djokovic kämpfen. Es ging in den Tiebreak, den Djokovic dominierte.

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