Bundesliga Bayer Leverkusen ist zum Siegen verdammt

Leverkusen · Die Werkself muss gegen Schlusslicht Stuttgart drei Punkte einfahren. Die Luft für Herrlich wird dünner.

Steht – mal wieder – unter Erfolgsdruck: Heiko Herrlich, Trainer des Tabellen-13. Bayer Leverkusen.

Steht – mal wieder – unter Erfolgsdruck: Heiko Herrlich, Trainer des Tabellen-13. Bayer Leverkusen.

Foto: dpa/Marius Becker

Wenn der TSV Bayer 04 Leverkusen und der VfB Stuttgart am Freitag Abend (Anstoß 20.30 Uhr) in der BayArena die restlichen sechs Spieltage dieser Bundesliga-Hinrunde eröffnen, dann wird es kalt und dunkel sein. Beinahe sinnbildlich für die Situation beider Vereine. Die Stimmung ist frostig und im Tabellen-Keller leuchtet lediglich die rote Laterne des VfB. Bei einem Remis oder gar einer Niederlage gegen die Schwaben droht die „Werkself“ den Nullpunkt zu erreichen. „Es sieht nicht gut aus, wir sind unter Zugzwang. Die drei Punkte gegen Stuttgart müssen wir holen“, sagte Trainer Heiko Herrlich.

Was in einem Heimspiel sowieso nötig gewesen wäre, weil ja die Qualifikation für die Champions League geschafft werden sollte. So jedenfalls lautete im Sommer das klar formulierte Ziel von sportlicher Leitung, Trainer und Spielern. Damals im Trainingslager in Zell am See war es warm und sonnig, von Wolken keine Spur. Die haben sich im Verlaufe der bisher elf Spiele jedoch immer bedrohlicher aufgetürmt. Achtmal gelang kein Sieg, der Vorsprung auf einen Abstiegsplatz beträgt nur drei Punkte. Bayer Leverkusen ist auf Augenhöhe - mit den Aufsteigern Nürnberg und Düsseldorf.

„Von unserem Ziel sind wir meilenweit entfernt, jetzt müssen wir uns erst einmal ein Punkte-Polster nach unten aufbauen“, resümierte Angreifer Kevin Volland nach dem desillusionierenden 0:3 bei RB Leipzig vor der Länderspiel-Pause. Dieses Spiel, es glich einer Bankrott-Erklärung und die Gründe dafür lieferte Volland so ehrlich und schonungslos, wie es im heutigen weichgespülten Floskel-Jargon kaum noch möglich schien. „Das war ein schlechter Auftritt, ohne Struktur. Wir waren nicht in Bewegung, hatten in den Zweikämpfen keine Giftigkeit und zu wenig Miteinander. Jeder, der den Ball hatte, besaß das Gefühl, alleine zu sein. Wir haben es dem Gegner leicht gemacht“, so der 26-Jährige.

So stehen nach elf Spielen schon 24 Gegentore zu Buche, lediglich Nürnberg kassierte noch eins mehr. Zu diesem Zeitpunkt einer Saison war Leverkusens Defensive in nun 40 Jahren Bundesliga-Zugehörigkeit nur in der Saison 1982/83 poröser – damals hießen die Verteidiger Dietmar Demuth, Jürgen Gelsdorf und Thomas Hörster. Die wurden am Ende elfter – ein Platz, der vor dieser Saison undenkbar schien. Doch inzwischen rudert Rudi Völler mehr und mehr zurück.

Ralph Hasenhüttl könnte Herrlich frühestens 2019 beerben

Erst Champions League, dann Europa League, danach war vom Anschluss herstellen die Rede. Nach der Pleite von Leipzig erklärte der Sportdirektor schließlich: „Wir haben die Qualität, bis Weihnachten so zu punkten, dass wir in der Tabelle etwas vernünftiger dastehen.“ Geschehen soll dies weiter mit Heiko Herrlich. „Wir finden nicht, dass es die Lösung ist, sich vom Trainer zu trennen. Die Spieler müssen Leistung bringen“, sagt Völler.

Natürlich ist Herrlich nicht alleine Schuld an der Krise, ein nicht unbedeutender Teil von ihr aber scheint er für die Bosse schon zu sein. Dem „Kicker“ nach soll Rudi Völler bereits Anfang Oktober Kontakt zu Ralph Hasenhüttl aufgenommen haben, der frühere Leipziger will jedoch erst 2019 wieder als Trainer arbeiten. Dann endet der Vertrag von Heiko Herrlich. Ob er ihn wirklich erfüllen darf, kann schon der Freitagabend zeigen. Die Werkself ist zum Erfolg verdammt. „Ein Sieg gegen den VfB ist sehr wichtig, schon wegen der Stimmung“, sagt Torwart Lukas Hradecky. Es ist die letzte Chance, diese Saison in eine bessere Richtung zu lenken. Ansonsten geht nach dem Abpfiff wohl nicht nur das Flutlicht aus.

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