Meinung Warum Gladbachs europäischer Erfolg ein Segen für den Fußball ist

Romantiker erinnern sich mit Wehmut an Zeiten, als der Wettstreit um die bedeutendste Trophäe im europäischen Clubfußball noch keine geschlossene Gesellschaft war. Umso wohltuender ist es, wenn ein Außenseiter wie Mönchengladbach den exklusiven Zirkel aufmischt. Ein Kommentar.

 Mönchengladbachs Marcus Thuram (l) kämpft mit Karim Benzema (M.), Raphael Varane (2.v.l.) und Sergio Ramos (r) um den Ball.

Mönchengladbachs Marcus Thuram (l) kämpft mit Karim Benzema (M.), Raphael Varane (2.v.l.) und Sergio Ramos (r) um den Ball.

Foto: dpa/Bernat Armangue

Beginnen wir diesen Kommentar mit einem kleinen Fußball-Quiz: Was haben der Hamburger SV, Aston Villa, Nottingham Forest, Steaua Bukarest und der PSV Eindhoven gemeinsam? Einige Experten werden es wissen: Diese Clubs gewannen in den 80er Jahren den Europapokal der Landesmeister, den Vorläuferwettbewerb der Champions League. Unverbesserliche Romantiker erinnern sich mit Wehmut an diese Zeiten, als der Wettstreit um die bedeutendste Trophäe im europäischen Clubfußball noch keine geschlossene Gesellschaft war.

Denn mit der Einführung der Champions League, an der nicht mehr nur die Landesmeister, sondern auch die Bestplatzierten aus den Top-Ligen Spaniens, Englands, Italiens, Frankreichs und Deutschlands teilnehmen durften, entwickelte sich der Wettbewerb ab dem Jahr 1992 sukzessive in eine völlig andere Richtung. Vor die K.o.-Spiele wurde eine Gruppenphase geschaltet, die Verdienstmöglichkeiten stiegen in nicht für möglich gehaltene Dimensionen.

Das sorgte für eine gleich doppelt unerfreuliche Entwicklung: Die Spitzenclubs aus den fünf Top-Ligen, die sich aufgrund des neuen Modus immer wieder qualifizierten, enteilten mit ihren Millioneneinnahmen aus der Champions League nicht nur der nationalen Konkurrenz in der Heimat, sondern bleiben auch in den entscheidenden Runden der Königsklasse regelmäßig unter sich. Wer in diese Phalanx eindringen will, braucht unfassbar viel Scheich-Geld aus dem Nahen Osten oder von rechtslastigen österreichischen Getränkeproduzenten: namentlich Manchester City, Paris Saint-Germain und RB Leipzig.

Die Konsequenz ist Eintönigkeit statt Abwechslung. Von den 16 Vereinen, die in dieser Saison die Gruppenphase überstanden haben, schafften es 12 Vertreter bereits im vergangenen Jahr ins Achtelfinale. Ins Viertelfinale zogen seit 2010 überhaupt nur fünf Clubs ein, die nicht aus den fünf besten Ligen Europas kamen: unter anderem der FC Porto, Galatasaray Istanbul und APOEL Nikosia.

Umso wohltuender ist es, wenn ein Außenseiter wie Mönchengladbach den exklusiven Zirkel wieder einmal aufmischt. In die Nähe des Gewinns des Henkelpotts, dazu muss man kein ausgebildeter Prophet sein, werden es die Borussen aber nicht schaffen. Wir sind ja nicht mehr in den 80er Jahren.

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