Der Schrecken nimmt kein Ende

Gladbach verliert in Freiburg 0:3. Netzer bestätigt Vogts-Kritik und streitet mit Bonhof.

Freiburg. Stumm und voller Enttäuschung verließen sie den Ort der Demütigung. Mit Schweigen bestraften die Fans der Gladbacher das neuerliche Auftreten beim 0:3 (0:2) ihrer Mannschaft in Freiburg.

Keine Gesänge, keine Trommeln, keine Fahnen - es war der stille Protest der tiefen Enttäuschung über den freien Fall ihres Klubs in Richtung zweite Liga.

"Ich kann die Fans verstehen. Sie haben das Recht dazu. Es spricht für sie, dass sie diesen Weg gewählt haben", sagte Stürmer Karim Matmour später.

Der Tabellenletzte aus Mönchengladbach taumelt offensichtlich hilflos dem dritten Abstieg der Vereinsgeschichte entgegen, magere zehn Punkte und 45 Gegentore nach 16 Spielen lassen derzeit wenig Hoffnung auf eine Rettung in der Rückrunde zu. Die Bilanz des Grauens: Die wenigsten Punkte, die meisten Gegentore, noch kein Heimsieg, dafür die meisten Platzverweise.

Vor 22.700 Zuschauern hatten die Freiburger leichtes Spiel mit der "Schießbude der Liga", Torjäger Papiss Demba Cissé (19./ 59.) und Oliver Barth (41.) erzielten die Tore zum höchsten Saisonsieg der Badener, die auf den fünften Platz kletterten. Cissé hat mit inzwischen 13 Saisontoren 57 Prozent der Freiburger Tore erzielt.

In Gladbach hingegen werden die Zweifel an Trainer Michael Frontzeck immer größer. Zwar betonte Sportdirektor Max Eberl am Sonntag gegenüber unserer Zeitung, der 46-Jährige werde auch am Freitag im Heimspiel gegen den Hamburger SV die Mannschaft betreuen.

Eberl machte aber auch deutlich, was nun passieren muss. "Wir müssen gegen Hamburg gewinnen und die Punkte holen, die wir schon vor vier Wochen angekündigt haben. Wir müssen dringend unsere Psyche auf die Beine bringen", sagte Eberl.

Die desaströse sportliche Situation ruft nun auch massiv Kritik von außen hervor. Neben oppositionellen Kreisen aus der Wirtschaft, die eine neue Satzung fordern, meldeten sich auch Alt-Borussen zu Wort. Deren sportliche Kompetenz begründet sich auch in der Historie, wenn die Kritiker Berti Vogts oder Günter Netzer heißen. Der ehemalige "König vom Bökelberg" bekräftigte in seiner "Bild"-Kolumne die Vogts-Kritik. Sie sei berechtigt und lobenswert. Vogts hatte die Vetternwirtschaft im Klub als gravierendes Problem bezeichnet.

Eberls Replik, Vogts Kritik sei respektlos, nannte Netzer am Sonntag "recht unverschämt", und legte sich auch mit Sport-Vorstand Rainer Bonhof bei "Sky" an, der die beiden Gladbacher Idole zu einem Kaffee nach Gladbach einlud. Das schlug Netzer energisch aus. "Ich lasse mich nicht vereinnahmen." Sein Job als Kolumnist sei, die Situation zu analysieren und Kritik zu üben. Der Klub habe einen Präsidenten, der mit zu viel Macht ausgestattet sei, sagte Netzer.

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