Alvaro Dominguez' schwarze Minute

Rom. Nach zehn Spielen auf internationalem Parkett endete das Abenteuer Europapokal für Borussia Mönchengladbach nach 16 Jahren Abstinenz am Donnerstagabend mit der 0:2-Pleite bei Lazio Rom: In allen zehn Spielen dabei waren Marc-André ter Stegen, Harvard Nordtveit, Mike Hanke und Granit Xhaka.

Der spielte sich nicht auf dem Rasen ab. Sondern an der Seitenlinie vor der Gladbacher Bank. Lucien Favre zeigte es mit den Händen an — 4-4-2. Es war die Antwort von Gladbachs Trainer auf das zweite Tor der Römer von Alvaro Gonzales nach 33 Minuten. Havard Nordtveit hatte den aufgerückten Innenverteidiger Stefan Radu aus halblinker Position schießen lassen, Torhüter Marc-André ter Stegen konnte den platzierten Schuss nur abklatschen lassen. Gonzáles staubte aus vier Metern ab, Oscar Wendt kam zu spät — 0:2.

Mit der Umstellung beorderter Favre sein Team weg vom ungewohnten 4-3-3-System, mit dem er den spielstarken Römern im Mittelfeld begegnen wollte. Bis zur Halbzeit waren die Gladbacher nach dem Schock vom 0:2 aber nur noch ein willfähriger Sparringspartner, ohne Mumm, drohten in der Abwehr unterzugehen und sich das dritte Tor einzufangen. Aber es blieb mit Glück beim 0:2 durch Alvaro Gonzáles.

Apropos Alvaro: Alvaro Dominguez kam das alles verdächtig bekannt vor. Europa League, Sechzehntelfinale, gegen Lazio Rom — nur trägt der Spanier mittlerweile das Trikot der Borussia. Vor zwölf Monaten machte sich der Verteidiger gerade auf, mit Atletico Madrid den Europa-Legue-Pokal zu gewinnen und schaltete Lazio Rom im Sechzehntelfinale aus — 3:1 in Rom, 1:0 in Madrid.

„Wir müssen ein Top-Leistung bringen, um gegen Lazio bestehen zu können“, prophezeite Dominguez. Und dann diese schwarze 10. Minute im „Stadio Olimpico“. Der Querpass von Martin Stranzl springt Dominguez weit vom Fuß weg. Antonio Candreva sagt Danke, läuft mutterseelenallein auf Marc-André ter Stegen zu und erzielt die Führung für Lazio.

Ein Kreisklassen-Gegentor auf Europas Fußballbühne. Torhüter Ter Stegen ist fuchsteufelswild. Gladbach brauchte jetzt zwei Tore, um die Festung Rom einzunehmen. Doch Rom erstrahlte an diesem Abend in neuem Glanz.

Den besorgte Max Eberl in der Pause. Einem fachlichen Erklärungsversuch gab der Gladbacher Sportdirektor sich nicht einmal hin, sagte angesäuert zum Auftritt der Mannschaft im ersten Spielabschnitt: Wie das Kaninchen vor der Schlange.

Und forderte unmissverständlich für den zweiten Spielabschnitt eine Leistung, die den rund 7 500 mitgereisten Borussen-Fans dokumentiert, wie deren beispiellose Unterstützung zu würdigen ist. Borussia bemühte sich. Doch die Vorfreude war diesmal die größte Freude. Mit Spielbeginn machte sich zunehmende Tristesse breit.

In bisher fünf Duellen mit italienischen Mannschaften hatten die Gladbacher nur die ersten beiden verloren, danach gingen sie dreimal als Sieger vom Platz - bis zur bitteren reise nach Rom Inter Mailand (1971/73), AC Mailand (1973/74), Juventus Turin (1975/76), AC Turin (1976/77) und Inter Mailand (1979/80) lauteten die Duelle in der zeitlichen Reihenfolge.

Die Voraussetzungen waren klar: Gladbach musste nach dem 3:3 im Hinspiel gewinnen, begann selbstbewusst, war die aktivere Mannschaft. Favre hatte gegenüber der 0:1-Pleite in Hamburg Hanke, Rupp, Xhaka und Daems auf die Bank beordert. De Jong, Nordtveit, Cigerci und Wendt kamen zurück ins Team. Lazio wartete geschickt ab und schlug dann eiskalt zu.

Und Schiedsrichter Hüseyin Göcek ließ sich selbst von einer Schwalbe des eingewechselten Amin Younes (77.) hinters Licht führen. Das 19 Jahre alte Talent wollte doch tatsächlich einen Elfmeter schinden.

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