Aufstieg ohne Feier: Hansa sitzt im Bus

Rostock (dpa) - Aufstieg perfekt, Party verschoben: Beim FC Hansa Rostock hat der unerwartete Zeitpunkt der Vollzugsmeldung zur Zweitliga-Rückkehr einen österlichen Feiernotstand ausgelöst.

Das Team des Tabellenzweiten, der drei Spieltage vor Saisonschluss der 3. Fußball-Liga auch rechnerisch nicht mehr von den Verfolgern einzuholen ist, ruckelte gerade im Bus zum Ostersonntags-Auswärtsspiel bei Bayern Münchens Reserve.

Dort präsentierten sich die Hanseaten beim torlosen Remis vor 1000 Zuschauer eher in Feier- statt in Torschuss-Laune. Sie fanden zunächst besser in die Partie und hatten durch Sebastian Pelzer (6.) und Björn Ziegenbein (9.) frühzeitig die Führung auf dem Fuß. Nach dem Wechsel setzte Tobias Jänicke (50.) noch einen Schuss an den Pfosten und Martin Stoll (80.) erzielte noch ein Abseitstor, mehr war gegen die bereits abgestiegenen Bayern aber nicht zu verbuchen.

Auch die Fans wurden am Samstag von der Nachricht des Erfurter Sieges in Wehen überrascht, mit dem der sofortige Wiederaufstieg des einstigen Erstligisten in Liga zwei perfekt war. Kurz nach der Freudenbotschaft rockten Rostocks Kicker zumindest eine Autobahn-Raststätte. „Wir haben das natürlich hier im Bus verfolgt und dann auf einem Rastplatz gerade unsere Kaffeepause gemacht, als das Spiel zu Ende war“, berichtete Trainer Peter Vollmann. „Wir haben uns hier alle in den Armen gelegen. Die Leute um uns herum haben sich gewundert: Was ist denn mit denen los.“

Gestört hat es keinen im Team, in dem vor der Saison kaum einer den anderen kannte. Da sie sich das Erfolgserlebnis selbst erarbeitet hatten, empfanden sie die Erfurter Schützenhilfe auch nicht als Makel. „Wir brauchen uns nicht zu schämen, dass es jetzt so passiert ist. Das ist nur so gekommen, weil wir die vielen Punkte haben“, sagte Vollmann und kündigte an, die Feierlichkeiten bis zur Rückkehr aus München auszusetzen: „Wir machen heute Abend eine Runde Bier. Dann war es das für uns.“

Die große Sause musste also noch warten. Der „Betriebsunfall“ 3. Liga aber ist repariert. Sportlich steht Mecklenburg-Vorpommerns Aushängeschild endlich wieder besser da, auch finanziell geht es aufwärts. Coach Vollmann und Jung-Manager Stefan Beinlich bauten nach einem gewaltigen Umbruch ein schlagkräftiges Team, der neue Vorstand um Bernd Hoffmann steuerte eine harten Sanierungskurs für den dramatisch verschuldeten Club.

Nun erntet Hansa die ersten Früchte der Radikalkur. Schon bald dürften sich Mannschaft und Vereinsführung dafür auch von ihren Getreuen feiern lassen. Am Samstag allerdings prosteten sich die daheimgebliebenen Fans bei prächtigem Sommerwetter wohl noch im eigenen Garten oder am Ostseestrand zu. Rostocks Innenstadt war fest in der Hand tausender Touristen, die das hanseatische Wiederauferstehungsfest herzlich wenig interessierte.

Zumindest die Fanartikel-Abteilung des Vereins konnte das längst vorbereite Aufstiegs-Shirt endlich aus der Schublade holen, nachdem Hansa seine Anhänger zuletzt mit zwei Niederlagen noch einmal auf die Nervenprobe gestellt hatten. „Zurück aus dem Urlaub“ ist auf der Hemdenbrust zu lesen. Das passt. Der weiße Fleck auf der Fußball-Landkarte ist nach nur einem Jahr wieder getilgt.

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