Sparen mit Bahn und Carsharing

Meistens ist die Fahrt mit dem öffentlichen Nahverkehr billiger als mit dem Auto. Wir zeigen die Modellrechnung.

Düsseldorf. 102 Autos kommen auf 100 Haushalte — statistisch gesehen sind die Deutschen mit Autos überversorgt. Und das ist nicht nur Zahlenklauberei. Viele Deutsche würden — wenn sie nachrechnen — herausfinden, dass sie ohne Auto günstiger fahren, ohne Mobilität einzubüßen. Wie das geht, wird hier erklärt.

Bleibe ich auch ohne eigenes Auto mobil? Dies ist vor allem eine Frage des Wohnorts und der jährlichen Fahrleistung. Generell gilt: Als Pendler sollte zuerst geprüft werden, wie sich die Fahrtzeiten zur Arbeit beim Umstieg auf Bus und Bahn verändern würden. Das geht ganz einfach im Internet unter bahn.de oder — für kürzere Strecken — unter vrr.de.

Wer eine relativ gute Bus- und Bahn-Anbindung hat, fährt mit dem öffentlichen Nahverkehr praktisch immer günstiger.

Wer sein Auto eher unregelmäßig benötigt, sollte ebenfalls rechnen: Fährt er im Jahr weniger als 8000 bis 10 000 Kilometer, kann sich eventuell der Umstieg aufs Carsharing lohnen. In den meisten Großstädten ist das Netz verfügbarer Autos recht gut.

Wer bei den Kosten für die Autofahrt nur an das Benzin denkt, kalkuliert falsch. Berücksichtigt werden müssen auch die Kosten für Versicherungen, Kfz-Steuer, gelegentliche Reparaturen/Wartung und der Wertverlust.

Die Kosten verdeutlicht folgende Beispielrechnung, die der ADAC für unsere Zeitung angefertigt hat: Ein Pendler fährt 220 Arbeitstage im Jahr mit seinem VW Golf (als Neuwagen gekauft) von Wuppertal nach Düsseldorf und zurück. Er legt 70 Kilometer am Tag (15 400 Kilometer pro Jahr) zurück.

Bei der Vollkostenrechnung kommen rund 6300 Euro im Jahr zusammen (41 Cent pro Kilometer). Zum Vergleich: Ein entsprechendes VRR-Ticket 1000 im Abo (Stufe B) kostet 998,40 Euro im Jahr.

Soll das Auto auf jeden Fall behalten werden, müssen für den Preisvergleich nur die variablen Kosten beachtet werden. Doch selbst dann kommen noch 3850 Euro pro Jahr für die Fahrten zur Arbeit zusammen (bei insgesamt 25 000 Kilometern Jahreslaufleistung des Autos): das entspricht 25 Cent pro Kilometer. Nur in Fahrgemeinschaften kann das Pendeln mit dem Auto etwas günstiger sein als mit Bus und Bahn.

Carsharing-Angebote sind in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen. Düsseldorf gehört bundesweit zu den Städten mit der besten Versorgung. Allein dort sind sechs verschiedene Anbieter verfügbar, viele haben ein Netz von Stellplätzen über das gesamte Stadtgebiet verteilt. Wer nicht auf ein bestimmtes Modell angewiesen ist, bekommt fast immer ein Auto.

Eine Besonderheit sind Car2Go und DriveNow in Düsseldorf, die ausschließlich Smarts beziehungsweise Minis und BMW anbieten. Dafür findet man die Autos fast im gesamten Stadtgebiet — und sie dürfen auch fast überall wieder abgestellt werden.

Auch in Wuppertal ist das Angebot mittlerweile recht gut, vor allem der Anbieter Cambio sorgt hier mit 30 Fahrzeugen an 16 Stationen für Mobilität.

Die Kosten beim Carsharing richten sich in der Regel nach Mietdauer und gefahrener Strecke, oft kommt auch eine Monatsgebühr hinzu. Die Anbieter sind für den gesamten Service rund ums Auto zuständig.

Ein Beispiel: Wer für zwei Stunden einen Kleinwagen benötigt, zahlt bei Cambio tagsüber bei 30 Kilometern Fahrt 10,60 Euro (Tarif Aktiv). Hinzu kommen eine Monatsgebühr von zehn Euro und einmalig 30 Euro für die Anmeldung. Die Stiftung Warentest verglich die Kosten bei einem fünf Jahre alten Kleinwagen im Privatbesitz mit denen eines Carsharingangebots und kam bei Wenigfahrern (2500 Kilometer im Jahr) auf eine Jahresersparnis von mehr als 1000 Euro.

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