Bundestagswahl 2017 Wahlplakate im Expertencheck: Die AfD - Ein bisschen Angst, ein bisschen Sex

Wahlplakate der Parteien pflastern wieder die Straßen. Sprechen sie die Bürger auch an? Sind sie professionell gemacht? Oder wenigstens originell? Zwei renommierte Experten, die derzeit für keine der Parteien im Wahlkampf aktiv sind, aber Erfahrungen mit politischen Auftraggebern und Kampagnen haben, haben sich die Plakate angeschaut. Diesmal: die AfD.

Bundestagswahl 2017: Wahlplakate im Expertencheck: Die AfD - Ein bisschen Angst, ein bisschen Sex
Foto: AfD

Karsten Göbel, Geschäftsführer Agentur Super an der Spree GmbH, Berlin: „Für die AfD ist es naturgemäß einfacher, alles richtig zu machen, als für die Regierungsparteien. Sie muss nur mit klaren Aussagen Ängste schüren, ohne die Grenze zum offenen Rassismus zu überschreiten. Das gelingt der AfD gerade erstaunlich schlecht.

Das Motiv ist zwar unterschwellig rassistisch, aber nicht überzeugend. Es bedient zu wenig Ängste. Ob der Wähler Bikinis lieber mag als Burkas? Kann sein, aber Schwarz-Rot-Gold sind schon die CDU-Plakate. „Burkas? Wir steh´n auf Bikinis“ als Aussage über einem sexistischen Bild - da stimmt der durchschnittliche Wutbürger am Stammtisch sicher zu, aber das macht ihm noch keine Angst. Angst macht, wenn „unsere Frauen“ bald „islamisiert“ würden.

Eine verhüllte blonde Weinkönigin als „zu schön für einen Schleier“ zu betiteln, wie die FPÖ in Österreich, also zu suggerieren, dass Mädchen alsbald nur noch in Burka zu sehen sein könnten: So werden Ängste geschürt. In der Schweiz und in Österreich, wo es eine längere Tradition rechtspopulistischer Parteien gibt, könnte die AfD eins zu eins kopieren wie man es „richtig“ macht. Ohne Angst kein Rechtsruck - die Menschen wählen ja nicht zum Spaß die „hässlichste Partei“.



Gesamturteil: Blöd, wer sich nicht traut, vom Ausland siegen zu lernen.“

Eberhard Bingel, Vorstand CB.e AG, Berlin: „Meine Güte, die AfD...Vielleicht für die tatsächliche Zielgruppe passend, wird die bürgerliche Mitte mit diesen Plakaten vor den Kopf gestoßen. Der Stammtisch wird eventuell noch die Tattoos vermissen, das berühmte Arschgeweih wäre das I-Tüpfelchen. Das Plakat weist auf das intellektuelle Niveau der AfD hin. Sie ist und bleibt eine Protestpartei. Ohne Hinweise auf ein Ziel oder eine Zukunftsvorstellung bleibt die AfD in der Qualität der Aussage hier noch hinter den anderen Parteien zurück. Was ein echtes Kunststück ist, angesichts der allseits verwendeten Leerformeln.

Was das alles mit dem AfD-Claim „Trau Dich Deutschland“ zu tun haben mag, bleibt ein Rätsel, aber immerhin, man kann es mal ohne große Anstrengung lesen, das hat keine der anderen Parteien zustande gebracht.

Fazit: Die Grafik benutzt zwar die allseits beliebten Textbalken, wie alle anderen Parteien auch. Im Zusammenspiel mit den langweiligen Farben und dem Rest wirkt dieses Plakat aber noch biederer und hausgemachter.“

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