Tomaten, Eier und Torten : Kanzlerin wird im Wahlkampf beworfen — anderen Politikern ist das auch schon passiert
Berlin. Anders als noch vor vier Jahren ist der Wahlkampf diesmal deutlich ruppiger und aggressiver. Zumindest dann, wenn bestimmte Politiker auf bestimmte Bürger treffen. Es wird gebuht, gepfiffen, geschimpft.
In Heidelberg flogen jetzt sogar Tomaten in Richtung Kanzlerin. Angela Merkel ist aber nicht das erste Opfer einer solchen Wurfattacke.
Der CDU-Vorsitzenden weht oft ein scharfer Wind entgegen, wenn sie auf Tour ist. „Merkel muss weg“ skandieren wütende Protestler, die meist der AfD zuzuordnen sind. Vor allem in den neuen Ländern. Sie stelle sich dem, ließ die Kanzlerin kürzlich wissen. „Damit muss man leben.“ Am Dienstagabend in Heidelberg flog dann auch noch das Gemüse.
Merkel nahm den Tomatenwurf gelassen. Ihr roter Blazer bekam nur ein paar Spritzer ab, die sie einfach wegwischte. Ihre Wahlkampf-Moderatorin Claudia von Brauchitsch, die durch die Veranstaltungen mit der Kanzlerin führt, zeigte sich am Mittwoch nicht so entspannt: „Ich bin schon ganz schön erschrocken“, erzählte sie einem TV-Sender. „Weil man nicht weiß, was da geflogen kommt.“ Merkel habe die Attacke aber professionell weggesteckt: „Es kam was und es ging weiter.“
Nun haben auch schon andere Politiker ähnliche Erfahrungen gemacht. Der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl wurde 1991 in Halle an der Saale von Eiern am Kopf und am Anzug getroffen — wutentbrannt stürmte er auf den Übeltäter zu, um ihn sich zu packen. Die Bilder, wie Kohl nur mit Mühe von seinen Leibwächtern zurückgehalten wird, sind legendär. Das gilt auch für eine andere Attacke: Im Juli 2001 reiste die Führung von CDU und CSU nach Berlin, um den dortigen Spitzenkandidaten für die Abgeordnetenhauswahl, Frank Steffel, zu unterstützen.
Als Edmund Stoiber, damals bayerischer Ministerpräsident, das Mikrofon ergriff, sausten die ersten Eier in Richtung Bühne. Später zeigten Fotos CDU-Mann Steffel, wie er ängstlich hinter Stoiber und dem damaligen CSU-Landesgruppenchef Michael Glos in Deckung ging. Die Bilder trugen mit dazu bei, dass Steffel für die Union nur 17 Prozent bei der Wahl holte. Steffel, inzwischen Bundestagsabgeordneter, sorgte übrigens letzte Woche wieder für Negativ-Schlagzeilen, als sein Kreisverband mit einem von Merkel geschriebenen Brief für ihn warb. Dumm nur: Die Kanzlerin hatte das Schreiben gar nicht verfasst.
1999 traf es mit Joschka Fischer einen Grünen. Schauplatz war Bielefeld, die Grünen hatten zum Sonderparteitag geladen. Anlass war die Beteiligung der Bundeswehr am Kosovo-Krieg. Fischer, Außenminister der rot-grünen Bundesregierung, war für den Einsatz — und bevor er seine Rede halten konnte, traf ihn ein Farbbeutel am Kopf. Das Bild, wie Fischer sich nach dem Wurf das Ohr hält, ging um die Welt.