Das Ende einer Ära Nüchterne Bilanz bei der letzten Pressekonferenz der Kanzlerin

Meinung · Die Sommerpressekonferenz von Angela Merkel war wie erwartet nüchtern, rational und ohne große Gefühlsbekundungen. Doch genau das ist es, was viele in Zukunft vermissen werden.

 Traditionell beantwortet die Kanzlerin zum Beginn oder am Ende der Sommerpause Fragen zu allen Themenbereichen der deutschen und internationalen Politik.

Traditionell beantwortet die Kanzlerin zum Beginn oder am Ende der Sommerpause Fragen zu allen Themenbereichen der deutschen und internationalen Politik.

Foto: Wolfgang Kumm/dpa/Wolfgang Kumm

Das Besondere an dieser letzten Sommerpressekonferenz von Angela Merkel ist, dass sie so war wie immer. Als würde sie nicht in Kürze die Rekordamtszeit von Helmut Kohl erreichen, als stünde ihr Ausscheiden aus der Politik nach 16 krisengeprägten Jahren nicht bevor, als machte sie sich keine Gedanken über ihren Eintritt in die Rente mit 67. Kein Stolz, keine Wehmut, keine Vorfreude – jedenfalls nicht so, dass man es spüren könnte.

Das gehört zu den Besonderheiten dieser Frau: Sie hat ihre Gefühle im Griff. Kein Lachen an der falschen Stelle, keine Überhöhung der eigenen Leistung, keine Attacken auf Konkurrenten oder Feinde. Und so langweilig das vielen erscheinen mag, so sehr werden das noch viele vermissen: diese nach außen bewahrte Ruhe im Amt. Es ist keine Hilfe für Kanzlerkandidat Armin Laschet, dass die Kanzlerin Fridays for Future als Antriebskraft für die künftige Klimapolitik auch von CDU und CSU bezeichnete und deren Führungsfigur Luisa Neubauer anerkennend erwähnte, während ihr nichts vergleichbar Wichtiges über ihren Nachfolger an der CDU-Spitze einfiel. In der Union empfinden sie so etwas als politisch brutal. Merkel findet das neutral und angemessen.

Einblicke ins Private oder Auskünfte darüber, was sie wirklich denkt, gibt sie kaum. Wie es in Merkels Innerstem aussieht, wissen nur die wenigsten. Wichtig ist ihr aber natürlich trotzdem, wie ihre Kanzlerschaft bewertet werden wird. Die Arbeitslosigkeit sei gesunken und in der Klimapolitik „einiges erreicht“ worden, wenn auch nicht genügend. Das ist leicht untertrieben, denn wie sehr auch Deutschland Natur und Umwelt und Klima zu Merkels Zeiten gequält hat, wird zum Abschluss ihrer Amtszeit auf bittere Weise noch einmal ganz offensichtlich. Eine überraschende Äußerung tat Merkel aber doch. Um Antworten, ob Frauen anders als Männer Politik machen, hat sie sich stets gern herumgedrückt. Nun ließ sie wissen: „Tendenziell gibt es bei Frauen eine gewisse Sehnsucht nach Effizienz.“ Zum Abschluss also ein Gruß an all die Männer, die ihr schwer auf den Geist gegangen sind.

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