Meinung TV-Duell Merkel versus Schulz: So viel blieb ungesagt

Martin Schulz war angriffslustiger, als viele ihn erwartet haben. Der SPD-Kanzlerkandidat konnte auch einmal mehr zeigen, dass er rhetorisch mehr drauf hat als die Amtsinhaberin Angela Merkel. Und dennoch hat der Herausforderer beim TV-Duell seine vermutlich letzte Chance verspielt, die Bundestagswahl zu gewinnen.

Und zwar aus einem einfachen Grund: Viel zu lange wurde über die Themen Außenpolitik und Flüchtlinge gesprochen. Die Unterschiede zwischen Merkel und Schulz bewegen sich hier im Millimeterbereich. Es lässt sich aber nicht punkten, wenn es an Differenzen mangelt.

In der Innenpolitik gibt es zwischen Union und SPD zum Teil erhebliche Unterschiede. Schulz’ Fehler war es, diese Positionen nicht in das Duell zu tragen. Dass die Moderatoren kaum danach gefragt haben, entschuldigt ihn nicht. Es wäre für ihn möglich gewesen, die Kernthemen der SPD zu besetzen. Zumal Schulz wusste, dass es kein zweites Duell vor einem Millionenpublikum geben wird, um dieses Versäumnis zu korrigieren. Was möglich gewesen wäre, zeigte sich bei der Rente mit 70. Merkel fühlte sich so unter Druck gesetzt, dass sie eine weitere Verlängerung der Lebensarbeitszeit ausschloss — sehr zum Entsetzen des Wirtschaftsflügels in der Union.

Obwohl es viele Menschen in diesem Land umtreibt, spielte das Thema Altersarmut beim Duell keine Rolle. Hier verfügt die SPD durchaus über ein Konzept, während sich die Union der Debatte verweigert. Darüber zu reden, wäre lohnend gewesen. Das gilt auch für die Steuern. Alle Parteien versprechen Entlastungen. Weil aber untere und mittlere Einkommensgruppen keine oder geringe Steuern zahlen, kommt die Entlastung bei ihnen nicht an. Hier hat die Schulz-Truppe ebenfalls Ideen entwickelt, die so schlecht nicht sind. Nur gesprochen wurde darüber nicht. Schade, das hätte spannend werden können. Am 24. September geht es jetzt nur noch darum, ob Merkel mit FDP, Grünen oder wieder mit der SPD regiert.

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