Manager und Priester in einer Person

Der Krefelder Vinzenz Gottschalk hilft den Indios in Chile.

Krefeld. Vinzenz Gottschalk (66) kommt nur noch selten in seine Heimat. Er ist Priester und arbeitet seit über 30 Jahren in Orsono im tiefen Süden von Chile. Jetzt ist er für knapp vier Wochen in Oppum bei seiner Schwägerin Inge zu Gast. Frühere Mitschüler überraschten ihn mit einer namhaften Spende für seine soziale Arbeit. Sie hatten sie beim Klassentreffen des Abschlussjahrgangs 1957 der Volksschule 52, der heutigen Realschule Schmiedestraße, gesammelt.

Klaus Kummer und Karin Wiegert hatten das Treffen arrangiert. Auch Gottschalks ehemalige Lehrerin Ines Bongartz war mit dabei. Da sie Spanisch spricht, konnte sie ihrem Ex-Schüler in der Vergangenheit in Chile von Krefeld aus helfen.

Ursprünglich wollte Vinzenz Gottschalk, dessen Familie mit vier Töchtern und vier Söhnen aus Schlesien nach Oppum an das Blomekamp gekommen war, nach der achten Klasse Bundesbahnbeamter werden. Als er nach der Ausbildung sein Zeugnis als "Bundesbahnbetriebsaufseheranwärter" bekam, wusste er aber schon, dass die Gleise seines Lebens nicht bei der Bahn lagen:

Er fühlte sich zum Priester berufen. Gottschalk machte sein Abitur am Neusser Abendgymnasium und studierte in Bonn und Freiburg. Im März 1971 wurde er in Erkelenz zum Priester geweiht und blieb dort fünf Jahre lang Kaplan an St. Lambertus.

Nach Orsono, der heute 160000 Einwohner großen chilenischen Stadt an Seen und häufig noch ausbrechenden Vulkanen, die überwiegend von Wald, Viehzucht und Fischerei ernährt, zog ihn der Ruf eines anderen Oppumers: Robert Koll war damals in dem südamerikanischen Staat tätig und holte Gottschalk für zunächst fünf Jahre. Daraus wurden über 30.

Vinzens Gottschalk ist ein hochgewachsener Mann mit grauem Stoppelbart, immer noch im Dienst des Bistums Aachen und hat sich als Priester wie als Manager einen Namen gemacht. Er betreut eine Pfarre mit 14 Außengemeinden und hat zahlreiche Projekte zum Erfolg geführt: In der ärmsten Region Chiles ließ er 25 Häuser für Jugendliche, meist Indios, errichten, die er nach Albertus Magnus benannte.

Dem in Auschwitz ermordeten Pater Maximilian Kolbe widmete er eine von ihm betreute Siedlung von 481 Häusern, die ihre Bewohner in Eigenarbeit errichteten. Nicht nur das brachte dem Ex-Oppumer den Beinamen "Häuslebauer am Ende der Welt" ein, wie ihn ein Film im Fernsehkanal Phoenix kürzlich nannte. Eine Schule für Tanz und Musik komplettiert die Liste.

Seine Projekte finanziert der Unermüdliche mit Spenden wie die aus seinem Oppumer Kreis oder auch aus Benefizkonzerten der bekannten Cellistin Maria Kliegel - und "sehr viel Gottvertrauen", wie er sagt.

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