Heizperiode: Öliger Schwarzstaub im Wohnraum

Hamburg (dpa/tmn) - Innerhalb kürzester Zeit wird alles in der Wohnung schwarz. Ein öliger Staubfilm bedeckt Wände, Fenster und Möbel. Warum das Fogging genannte Phänomen auftritt, wissen Forscher nicht genau.

Was man dagegen tun kann? Kleinigkeiten.

Jedes Jahr mit Beginn der Heizperiode gibt es Meldungen darüber: Rußähnliche, schmierige schwarze Beläge lagern sich an Wänden, Decken, Fenstern und Einrichtungsgegenständen ab. Seit Mitte der 90er Jahre beobachten Wissenschaftler das Phänomen im Wohnraum, dem sie die Bezeichnungen „Fogging“ oder „Magic Dust“ gegeben haben.

„Fogging beschreibt das Phänomen einer zeitlich erheblich beschleunigten Schwarzstaubablagerung in Wohnungen während der Heizperiode“, erläutert Martin Wesselmann vom Bau-Institut Hamburg-Harburg. Das Spektrum der Verschmutzung reiche von einzelnen grauen Stellen an Decken oder Heizkörpern bis zu großflächigen schwarzen Ablagerungen in allen Räumen einer Wohnung. Selbst in Schränken gelagerte Gegenstände könnten etwas abbekommen, inklusive der dort gelagerten Lebensmittel. Und bei manchem Bewohner färbe die Schmiere die Haare schwarz, berichten Betroffene.

So dramatisch, wie das Phänomen hier beschrieben wird, wirkt es auch auf die Bewohner. Denn die Ablagerungen können laut Wesselmann in Extremfällen innerhalb weniger Stunden entstehen. Meist treten sie aber in einem Zeitraum auf, der wenige Wochen bis hin zu einer kompletten Heizperiode umfasst. Die Ursache, warum Räume von Schwarzstaub eingenommen werden, ist nicht abschließend geklärt.

Die ersten Fogging-Fälle traten mit der Einführung von umweltfreundlichen Produkten auf. Anstelle der früher üblichen flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) in Tapeten, Farben, Lacken, Klebern oder Kunststoffböden nutzen Hersteller seit Mitte der 90er Jahre schwerflüchtige organische Verbindungen (SVOC).

Das Umweltbundesamt (UBA) in Dessau-Roßlau vermutet, dass nach Renovierungen oder einem Neubau sich diese SVOC aus Baustoffen mit Staubteilchen aus der Luft verbinden und sich an kalten oder elektrostatisch geladenen Flächen absetzen. Fogging trete auch verstärkt in der Heizperiode auf.

„Daneben gibt es in den betroffenen Wohnungen auch noch individuelle Besonderheiten“, erläutert der Innenraumanalytiker Gerhard Führer vom Institut Peridomus im bayerischen Himmelstadt. So könnten Baumängel, der Gebrauch von Öllämpchen und rußenden Kerzen sowie das Abschalten der Heizung bei Abwesenheit oder mangelndes Lüften auch für den Staub verantwortlich sein. Außerdem stehen manche Reinigungs- und Pflegemittel als Mitverursacher in Verdacht.

Führer erläutert zudem, dass das Verbauen von SVOCs nicht zwangsläufig zu einer schwarzen Wohnung führen müsse. Manchen Berichten zufolge sei nach der Sanierung ganzer Wohnblöcke auch nur in einzelnen Wohnungen das Phänomen aufgetreten, obwohl überall mit den gleichen Materialien renoviert wurde. Wahrscheinlich sei daher ein Mix aus vielen Faktoren.

Auch Wesselmann berichtet, dass es neuerdings Bedenken der Wissenschaft zu den genannten Ursachen gibt: „Die SVOC-Hypothese und speziell die Fokussierung auf die Weichmacherdiskussion gerät angesichts neuer Daten aus Feld- und Laborversuchen ins Wanken.“ So seien etwa bereits häufig Phthalatverbindungen in den Materialien mit SVOC reduziert worden.

Wesselmann ist daher der Ansicht, dass vor allem der Verbraucher durch sein Verhalten Fogging verhindern kann: in der Wohnung während der Heizperiode weniger bis gar nicht Zigaretten, Kerzen und Räucherstäbchen abbrennen sowie Kerzen mit einem Löschhütchen löschen. Auch sollten die Zimmer gleichmäßig warm geheizt werden und Renovierungen nicht während der Heizperiode stattfinden.

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