Baugeschichte : Faszination Fachwerk: Eine kurze Geschichte der Fachwerkhäuser in Deutschland
Schöne Wohnhäuser müssen nicht unbedingt neu gebaut sein. Historische Bauten haben ihren ganz eigenen Charme. In Deutschland sind historische Stadtzentren vor allem von Fachwerkhäusern geprägt. Doch seit wann gibt es die typischen Fachwerkhäuser eigentlich? Und wieso sind sie heute noch bedeutend?
Wie sieht ein Fachwerkhaus aus?
Die historischen Fachwerkhäuser sind an den senkrechten und waagrechten Holzbalken zu erkennen. Diese Holzbalken tragen das Haus und bilden sozusagen das Skelett. Traditionell wurden hierfür Fichte oder Eiche verwendet. Aber auch andere Baumarten sind stabil genug, um ein Fachwerkhaus zu stützen. Die Leerräume zwischen den Balken können mit unterschiedlichen Materialien gefüllt werden. Das kann zum Beispiel Lehm oder ein Holzgeflecht sein. Der Lehm ist es auch, der für ein angenehmes Raumklima sorgt. Dieses Baumaterial speichert die Wärme der Sonne. Auf diese Weise wird es im Fachwerkhaus selbst an warmen Sommertagen nicht zu heiß. Nachts wirkt die gespeicherte Wärme im Lehm als eine natürliche Dämmung. So kühlen die Innenräume während der Nacht nicht aus.
Als das Fachwerkhaus im Mittelalter entstand
In Deutschland findet die Fachwerktechnik seit dem 12. Jahrhundert Anwendung. Die Materialien für diese Bauweise waren leicht zu beschaffen. Schließlich gibt es in Mitteleuropa zahlreiche Wälder, aus denen das Holz für die Fachwerkhäuser geschlagen wurde. Auch der Lehm konnte in Mitteleuropa leicht angemischt werden und teilweise direkt aus der Baugrube entnommen werden. Als ältestes Fachwerkhaus in Deutschland gilt der 1276 errichtete Bau in der Göttinger Altstadt. Dies fanden Forscher in den Siebzigerjahren mithilfe der Dendrochronologie heraus. Diese Methode dient der Altersbestimmung von Bäumen sowie von verarbeitetem Holz. Im späten Mittelalter bildeten sich in verschiedenen Regionen unterschiedliche Fachwerkstile heraus. So unterscheidet man zwischen dem alemannischen, fränkischen und niedersächsischen Fachwerk. Sie unterscheiden sich in der Anordnung der schrägen Hölzer sowie in den Bemalungen, Inschriften und geschnitzten Reliefs.
Fachwerkhäuser als Sehenswürdigkeiten
Heute werden die Fachwerkhäuser gerne von Kulturtouristen besichtigt. Vor allem entlang der Deutschen Fachwerkstraße befinden sich unzählige historische Fachwerkhäuser. Die Straße mit diesen Sehenswürdigkeiten führt über Niedersachsen, Sachsen, Hessen und Thüringen bis nach Bayern und Baden-Württemberg. Doch auch außerhalb von Deutschland gehören Fachwerkhäuser zur Bautradition. Schließlich ließ sich die Fachwerktechnik in allen waldreichen Regionen Mitteleuropas leicht realisieren. In Frankreich sind die Fachwerkhäuser in und um Straßburg auch heute noch gut erhalten. Ebenso stößt man in der Schweiz, Tschechien und den Benelux-Ländern auf Fachwerkbauten. Vereinzelt taucht diese Bauweise auch im Baskenland, Polen und England auf.