Ausnahmesituation : Wespenstiche: Apotheken fehlen Notfallmedikamente
Berlin (dpa) - Eine Frau bemerkt einen Wespenstich. Da sie in der Vergangenheit darauf allergisch reagierte, eilt sie zur nächsten Apotheke. Dort angekommen, bricht sie zusammen. Sie hat großes Glück.
Ihre Rettung ist der letzte sogenannte Adrenalin-Pen, den die Apotheke in Bremen noch vorrätig hat.
„Das war eine ziemlich knappe Geschichte“, sagt Apotheker Sebastian Köhler. Wie bundesweit in vielen anderen Apotheken mangelt es auch Köhler an Notfallmedikamenten gegen Wespenstiche. Seit dem Vorfall mit der Frau muss er Kunden vertrösten - eine neue Lieferung gab es bisher nicht. „Das ist eine Ausnahmesituation, die ich in der Form noch nicht erlebt habe“, sagt er.
„Derzeit bestehen Lieferengpässe für die sogenannten Adrenalin-Pens, die Wespenstichallergiker für den Notfall bei sich tragen. Keines der gängigen Präparate ist derzeit verfügbar“, sagt Mathias Grau vom Landesapothekerverband Niedersachsen. Nach Daten der Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn gab es bereits vor Wochen Probleme bei einem Präparat. „Der Lieferengpass lässt sich damit erklären, dass bei dem Präparat „Fastjekt“ in der Produktion zwei ganze Chargen aufgrund von Fehlern ersatzlos ausgefallen sind“, erläutert Grau. „Da „Fastjekt“ in Deutschland fast 80 Prozent Marktabdeckung hat, kann es in diesem Bereich bei so einem Ausfall schnell zu Engpässen kommen.“
Für Allergiker sind die Adrenalin-Pens besonders beim Auftreten eines anaphylaktischen Schocks wichtig. Diese allergische Extremreaktion kann innerhalb kurzer Zeit zu einer lebensbedrohlichen Situation führen. Die Notfallmedikamente helfen, den Kreislauf zu stabilisieren, Schwellungen zu vermindern und das Atmen zu erleichtern.
Was können Betroffene tun, die keine Adrenalin-Pens haben? Grau empfiehlt Abwehrmittel gegen Insekten, außerdem sollten Allergiker nach einem Stich möglichst schnell einen Arzt aufsuchen. Auch Produkte, die das Verfallsdatum überschritten haben, könnten im Notfall eine Lösung sein. „Wenn man keinen Pen hat und auch keinen neuen bekommt, kann man auch den alten noch benutzen“, sagt auch die Sprecherin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Ursula Sellerberg. „Besser ein Alter als gar keiner.“