Volkskrankheit: Depressionen im Alter sind lebensgefährlich

Häufig wird die Erkrankung bei älteren Menschen nicht erkannt.

Düsseldorf. Bis zu zehn Prozent der über 65-Jährigen leiden an Depressionen, die häufig unbehandelt bleiben. In Alten- und Pflegeheimen liegt der Anteil sogar bei bis zu 45 Prozent. "Die Depression ist eine lebensbedrohliche Erkrankung. Gerade im Alter besteht ein besonderes Risiko, im Rahmen einer Depression durch Selbsttötung zu sterben", erklärt der Vizepräsident der Ärztekammer Nordrhein, Arnold Schüller, im Vorfeld des gestrigen Workshops "Depression im Alter" in Düsseldorf. Etwa 40 Prozent alle Suizide würden in Deutschland von Menschen über 60 Jahren begangen.

Ein zentraler Umstand, der Menschen depressiv werden lässt und ihnen Lebensqualität nimmt, ist das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden. "Dabei muss Altern nicht unbedingt Verlust oder Einschränkung bedeuten. Denn körperlich-geistige Fähigkeiten von Menschen sind keinesfalls an ein chronologisches Alter gebunden", betont die ehemalige Bundesfamilienministerin Ursula Lehr (CDU). Gerade durch die größer werdende Bedeutung des bürgerschaftlichen Engagements ergäben sich viele Aufgaben mit hoher gesellschaftlicher Relevanz.

Während Altersdepressionen zwar gut behandelbar sind, fällt es oft schwer, diese zu erkennen, weil sich die Erkrankung häufig hinter körperlichen Symptomen wie Schwindel oder Verdauungsstörungen verbirgt oder als "Altersverstimmung" betrachtet wird. Dadurch werden ältere Menschen oft nicht ausreichend therapiert, was das Risiko eines chronischen Verlaufs in sich birgt.

Ursachen: Depressionen im Alter können durch eine Veranlagung entstehen oder durch Ereignisse wie der Tod des Partners oder das Ausscheiden aus dem Berufsleben ausgelöst werden. Dazu kommen Traumata, die länger zurückliegen. Auch die Belastung beispielsweise durch einen Herzinfarkt können zu Depressionen führen.

Therapie: Meist werden Psychotherapie und eine medikamentöse Behandlung kombiniert.

Vorbeugung: Ein aktiv geführtes Leben mit geistiger Regsamkeit, körperlicher Aktivität und positiven sozialen Kontakten wirken präventiv.

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