Gesundheit: So erkennen Sie Schwerhörigkeit

Die ersten Symptome sind leicht zu übersehen. Man muss darauf aufmerksam gemacht werden.

Berlin. Das Radio ist vermeintlich zu leise eingestellt, und unterhalten sich mehrere Personen, fällt es schwer, dem Gespräch zu folgen: Schwerhörigkeit nimmt vor allem im Alter zu. Doch ist nicht das Alter der auslösende Faktor, sondern die Tatsache, dass das Gehör über viele Jahre schädigenden Einflüssen ausgesetzt war - Baulärm oder lauter Musik zum Beispiel. Die Betroffenen bekommen den Hörverlust selbst allerdings oft erst spät mit.

"Der Hörverlust geht schleichend vonstatten", erläutert Josef Chalupper vom Forum Gutes Hören in München, einem Zusammenschluss von Hörgeräteakustikern und der Hörgeräteindustrie. "Typisch sind anfangs Einschränkungen des Hörvermögens zum Beispiel bei einer Party.

Zum anderen betreffen Hörminderungen in der Regel zunächst höhere Frequenzen." Die täglichen, minimalen Veränderungen fallen den Betroffenen kaum auf, zumal sie diese nicht messen können. Verwandte oder Freunde haben eher die Chance, Veränderungen wahrzunehmen.

Doch auch wer Anzeichen für die Hörminderung sieht, versucht diese oft zu ignorieren. "Wenn ältere Menschen im Gespräch signalisieren, dass sie etwas nicht verstanden haben, erleben sie häufig folgendes: Das Gesagte wird lauter und langsamer wiederholt. Und der Inhalt des Gesagten wird vereinfacht", erklärt Prof. Caja Thimm, Direktorin des Instituts für Kommunikationswissenschaften an der Universität Bonn.

"Das nehmen die Betroffenen als abwertend wahr: Wer schlecht hört, ist dumm." Und wer will schon auf den ersten Blick als dumm eingestuft werden? Also wird so lange wie möglich auf ein Hörgerät, das sichtbare Zeichen der Beeinträchtigung, verzichtet.

Damit setzt ein Kreislauf ein. "Viele ältere Menschen ziehen sich immer mehr aus der Kommunikation zurück. Sie wollen nicht ständig das nachfragende Anhängsel sein", sagt Thimm. Auch Adolf Becker vom Deutschen Schwerhörigenbund in Berlin beobachtet solche Vermeidungsstrategien: "Man versucht, sich durchzuschlängeln, indem man beispielsweise größere Gruppen oder bestimmte Veranstaltungsformen meidet oder auch weniger telefoniert."

Dadurch nimmt die soziale Vereinsamung zu. Das kann psychische Auswirkungen haben. Hinzu kommt die medizinische Ebene: "Je später eine Behandlung beginnt, umso schwieriger gestaltet sie sich", so Jürgen Kießling, Professor für Audiologie an der Uni Gießen.

Ist die Hürde zum Facharzt einmal genommen, so verordnet dieser in der Regel ein Hörgerät. Der Hörgeräteakustiker erstellt dann ein Hörprofil, erörtert mit dem Patienten die Lebensumstände und Bedürfnisse und fertigt das Hörsystem an. Moderne Hörgeräte wandeln akustische Signale mittels Digitaltechnologie in Computersprache um. So wird der Ton deutlicher. Ein digitales Hörgerät ist programmierbar und kann manuell, mit Programmwahl, per Fernbedienung oder auch voll automatisch gesteuert werden.

Gerade ältere Patienten sollten die Handhabung genau prüfen. "Es gibt mittlerweile sehr kleine Geräte", sagt Kießling. "Die sind zwar schön unauffällig." Für ältere Menschen mit eingeschränkter Motorik seien sie aber oft schwierig zu bedienen.

Das Gerät muss von Anfang an konsequent getragen werden. "Die Technik wirkt auf ältere Patienten zunächst oft abschreckend", sagt Thimm. "Hier können Verwandte und Freunde einen wichtigen Beitrag leisten." Schon die Begleitung zur Kontrolluntersuchung beim Facharzt oder zum halbjährlichen Service-Check beim Hörgeräteakustiker kann beruhigen. Ist dann noch jemand da, mit dem zu Hause die Bedienungsanleitung in Ruhe durchgegangen werden kann - umso besser.

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