Experte: Probiotische Joghurts vielfach überschätzt

Rostock (dpa) - Probiotische Joghurts liegen im Trend. Mit dem Verzehr ist oft die Hoffnung verbunden, etwas Gutes für die Gesundheit zu tun. Vielleicht wirkt es, sagen Wissenschaftler, vielleicht aber auch nicht.

Die Wirkungen von probiotischen Joghurts werden nach Ansicht des Rostocker Medizinprofessors Andreas Podbielski oft überschätzt. „Wir wissen leider nicht, welche Menschen von was und warum profitieren“, sagte Podbielski vor der 65. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (22. bis 25. September) in Rostock. Die Erfolgsraten von etwa 20 Prozent, von denen manche Hersteller sprechen, seien „noch lausig“. Wenn diese Joghurts doch Erfolge zeigten, sei das für Mediziner schwer nachzuvollziehen. Allerdings rate er selbst manchen Patienten, deren Mikroflora etwa durch Antibiotikagabe gestört ist, solche Joghurts zu probieren. „Mit ganz geringen Ausnahmen, etwa bei schweren Schleimhautfunktionsstörungen, kann man auch nichts falsch machen.“

Probiotische Lebensmittel enthalten lebensfähige Mikroorganismen. Für Podbielski ist aber klar: „Wenn man eines Tages vernünftig probiotisch therapieren will, dann wird das keine Sache mehr der Supermärkte sein.“ Es dürfe den Menschen dann nicht überlassen werden, wie viel sie zu sich nehmen und wie oft. Wenn mit potenten Substanzen gearbeitet werde, dann gibt es Nebenwirkungen und Überdosierungen, das sei dann Sache des Arztes und der Apotheke.

„Wir kommen in den Bereich der individualisierten Medizin, bei der die Genetik der Betroffenen betrachtet wird“, sagte der Chef des Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene. Diese legt fest, mit welchen Bakterien jeder Mensch besiedelt ist, da könne es durchaus gravierende Unterschiede geben. „Was bei dem einen gut wirkt, kann bei einem anderen auch schädlich sein.“

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