Blutdruck: Oft Fehler beim Messen

Immer mehr Erkrankte überprüfen ihre Werte selbst. Doch zuvor sollten sie sich vom Arzt beraten lassen.

Düsseldorf. Die Volkskrankheit Bluthochdruck ist im Discounter angekommen. Blutdruckmessgeräte für den Hausgebrauch gibt es zum Schnäppchenpreis zwischen Fußmatten und Vollmilchschokolade. Ärzte beobachten das mit gemischten Gefühlen.

Denn im Prinzip sollen möglichst viele Menschen ihren Blutdruck zu Hause messen: "Wir möchten alle Menschen ermuntern, ihren Blutdruck im Auge zu behalten", sagt Joachim Leiblein von der Deutschen Hochdruckliga (DHL). Doch Experten raten dringend, sich dabei vom Arzt beraten zu lassen, denn beim Messen kann man viele Fehler machen.

"Es müssen ein paar Regeln beachtet werden, sonst fallen die Werte deutlich höher oder niedriger aus als sie tatsächlich sind", warnt Professor Bernd Krönig, Internist und Hypertensiologe aus Trier. Nicht nur Patienten, auch Profis beherrschten den richtigen Umgang mit den Geräten nicht immer.

Die wichtigsten Regeln stellte Krönig vor: Die Messung sollte erfolgen, bevor blutdrucksenkende Medikamente eingenommen werden, zum Beispiel morgens und abends. Vor der Messung ist eine Ruhezeit von drei bis fünf Minuten einzuhalten. Der Messpunkt sollte sich in Herzhöhe befinden (bei einer Messung am Handgelenk deshalb den Arm anwinkeln und leicht abstützen, etwa auf einem Kissen).

Es muss stets an dem Arm mit dem höheren Blutdruckwert gemessen werden (zu Beginn mit einer Vergleichsmessung ermittelbar). Bei einer Messung am Oberarm ist darauf zu achten, dass die Manschette zwei Drittel der Oberarmlänge bedeckt und lang genug ist. Bei übergewichtigen Menschen reicht die Standardmanschette mit einer Länge von 22 bis 34 Zentimetern oft nicht aus, es gibt längere Manschetten im Handel.

Die Klettverschlüsse müssen intakt sein und fest schließen. Hemd oder Bluse können beim Messen auf der Haut bleiben, Pullover oder Jacken sollten ausgezogen werden. Für ältere Menschen gibt es Geräte mit großen, gut lesbaren Displays, teilweise auch mit ampel-ähnlichen Farbmarkierungen für gute und schlechte Werte.

Die Deutsche Hochdruckliga schätzt, dass mindestens 20 Millionen Menschen in Deutschland unter Bluthochdruck leiden, mehr als sechs Millionen aber nichts von ihrer Krankheit wissen und nochmals sechs Millionen nicht ausreichend behandelt sind.

Mit gefährlichen Folgen, denn Bluthochdruck ist der Hauptrisikofaktor für die häufigste Todesursache in Deutschland - für Herz-Kreislauf-Krankheiten. Ein länger bestehender Bluthochdruck führt zu Arterienverkalkung und damit zu Schlaganfall, Herzschwäche, Herzinfarkt oder Nierenversagen. Weil Bluthochdruck nicht weh tut, wird er oft unterschätzt und nur selten früh genug therapiert - ein "stiller Killer". Eine Zeitbombe, sagt Joachim Leiblein.

Als optimaler Blutdruck gilt ein Wert unter 120 zu 80 mmHG. Ab einem Wert von mehr als 140 zu 90 mmHG spricht man von Bluthochdruck. Bei der klassischen Blutdruckmessung mit aufblasbarer Oberarm-Manschette und Stethoskop wird der Puls mittels akustischer Signale gemessen. Automatische Messgeräte dagegen arbeiten mit Oszillation (Schwingung) und messen nur den mittleren Blutdruck.

Den systolischen und den diastolischen Wert berechnet das Gerät dann selbst. Für diese Berechnungsverfahren gibt es aber keinen Standard, Tester bescheinigen den automatischen Geräten stets sehr unterschiedliche Qualität. Deshalb sollten Patienten auf das von der DHL vergebene Prüfsiegel achten. Geräte mit diesem Gütezeichen sind auf der Internetseite der DHL abrufbar:

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