Kräuter als Ergänzung zur Schulmedizin
Naturheilverfahren richten sich vor allem gegen Befindlichkeitsstörungen.
Essen. Gegen den Schnupfen ein Kamille-Dampfbad und bei Magenbeschwerden einen Fencheltee: Mehr oder weniger bewusst hat wohl fast jeder schon zu pflanzlichen Heilmitteln gegriffen. Der Einsatz von Heilpflanzen soll die Selbstheilungskräfte des Körpers unterstützen - oft im Rahmen einer Selbstmedikation, mit zunehmender Tendenz aber auch bei schulmedizinischen Behandlungen.
"Die Patienten wünschen so viel Naturheilverfahren wie möglich, um die Nebenwirkungen herkömmlicher Therapien zu reduzieren", lautet die Erfahrung von Gustav Dobos, Professor für Naturheilkunde und Integrative Medizin an der Universität Duisburg-Essen. Auch nach Einschätzung des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren (ZAEN) gewinnen Naturheilverfahren an Bedeutung - gerade für Allergiker und chronisch Kranke.
"Wir wollen die Schulmedizin nicht verdammen - Naturheilverfahren sind kein Ersatz dafür. Aber man hat mehr Erfolg, wenn man zweigleisig fährt", sagt die Allgemeinmedizinerin und ZAEN-Sprecherin Christel Papendick. Traditionell richten sich pflanzliche Heilmittel vor allem gegen sogenannte Befindlichkeitsstörungen - also leichte Erkrankungen, die sich ohne Arzt behandeln lassen. Als Wegbereiter der Kräuterheilkunde gilt die Klostermedizin, wie sie vom frühen Mittelalter bis ins 15.Jahrhundert hinein in Europa verbreitet gewesen sei, erklärt Dobos. Die Benediktinernonne Hildegard von Bingen (1089 bis 1179) ist eine der bekanntesten Vertreterinnen, und auch heute noch gibt es Klostergärten, die sich damit befassen.