Unicef-Studie:Armut beeinträchtigt Schulerfolg

Berlin (dpa) - Erst vor zwei Tagen hat eine Studie der Vodafone-Stiftung belegt, dass Schüler aus armen Familien häufig schlechtere Noten bekommen. Nun legt die Unicef mit ähnlichen Befunden nach.

Relative Armut und Arbeitslosigkeit der Eltern wirken sich negativ auf die schulischen Leistungen und das Wohlbefinden von Kindern aus. Das geht aus dem aktuellen Unicef-Bericht zur Lage der Kinder in Deutschland hervor, der am Freitag (16. Dezember) in Berlin vorgestellt wurde. Die Teilhabe der Eltern am Arbeitsleben ist demnach von zentraler Bedeutung für das Wohlbefinden der Kinder.

Eltern seien die wichtigsten Vorbilder, sofern sie ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten und aktiv an der Gesellschaft mitwirken. Eine gute Förderung in Kindergärten und Schulen könne Defizite in diesem Bereich nur begrenzt ausgleichen.

Für den Unicef-Bericht hatte ein Forscherteam von der Berliner Humboldt-Universität anhand verschiedener verfügbarer Daten wie Mikrozensus oder Pisa-Studie das Wohlbefinden der Kinder in Deutschland untersucht. Ausgewertet wurden unter anderem Daten zu Gesundheit und Sicherheit sowie zu den Beziehungen zu Familie und Freunden. Außerdem wurde erhoben, wie die Kinder selbst ihre Situation einschätzen.

Negativ auf das Wohlbefinden wirken sich demnach vor allem Arbeitslosigkeit der Eltern und Angst vor Mobbing in der Schule aus. Einfluss hat auch die familiäre Situation, zum Beispiel ob Kinder bei alleinerziehenden Eltern aufwachsen oder in einer Stieffamilie. Positiv wirken sich eine hohe Ausbildungsplatzdichte und etwa ein gemeinsames Hobby mit dem Vater aus.

Die Studie zeigt große regionale Unterschiede. In Flächenländern fühlen sich Kinder demnach wohler als in Großstädten. Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz und das Saarland sind besonders lebenswert. Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Sachsen-Anhalt und Bremen liegen dagegen im unteren Drittel, vor allem was das materielle Wohlbefinden und die Bildung angeht.

Bei der Kinderarmut gebe es keinen Ost-West-Gegensatz. „Legt man die Einkommensunterschiede und Lebenshaltungskosten zugrunde, wird die Kinderarmut in den westdeutschen Bundesländern unterschätzt und in den ostdeutschen überschätzt“, heißt es in dem Bericht. Im Bundesdurchschnitt müssten acht Prozent der Kinder mit weniger als 50 Prozent des Durchschnittseinkommens auskommen.

„Ein politischer Ansatz, der allein auf Verbesserungen in Kindergarten und Schule setzt, greift zu kurz“, sagte Prof. Bertram. Unicef-Vorsitzender Jürgen Heraeus forderte: „Die Bildungspolitik muss durch eine gezielte Arbeits- und Sozialpolitik ergänzt werden.“ Dabei gelte es, regional differenziert zu handeln. „Ein bundeseinheitlicher Maßstab zur Berechnung der relativen Kinderarmut reicht nicht aus.“

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