SPD-Parteitag : SPD: Martin Schulz rechnet mit „Zoff“ bei Parteitag
Berlin. 80 Prozent. Keinesfalls weniger als 70. Das waren am Mittwochvorabend des Parteitags die Prognosen der Partei für das Ergebnis, mit dem der Bundesparteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschland heute Martin Schulz im Amt des Vorsitzenden bestätigen wird.
Es spricht viel dafür, dass es so kommt. Dass die Partei sich weiter an einen Vorsitzenden bindet, der ohne Hausmacht führen muss, der mit dem Berliner Politbetrieb weiter fremdelt und von dem deshalb nicht wenige fürchten, dass er am Ende scheitern wird wie andere gute Menschen aus der Provinz vor ihm.
Würde die SPD Martin Schulz heute unter 70 Prozent drücken, dann müsste sie sich eingestehen, dass sie im März aus purer Verzweiflung mit 100 Prozent für ihn gestimmt hat. Dazu fehlt ihr nicht nur der Mut, dazu fehlen ihr auch die Alternativen. „Morgen wird gezofft, da bin ich sicher“, so Martin Schulz am Presseabend der Parteizeitung „Vorwärts“. 500 Gäste wollen die Veranstalter gezählt haben, aber im Vergleich zu den Vorjahren war schon am frühen Abend reichlich Platz. Schräge Symbolik: Der Vorwärts feiert im „Tipi am Kanzleramt“, einem beheizten Veranstaltungszelt am gefühlten Hinterausgang des Amtssitzes von Angela Merkel.
Schulz betonte Dienstagabend, er wolle gemeinsam mit Andrea Nahles den Weg der Erneuerung beschreiten. Bei einer möglichen Regierungsbildung müsse Europa das zentrale Thema sein: Bringe eine künftige deutsche Regierung Europa nicht nach vorn, vertue man „eine historische Chance“, erklärte Schulz. Auch den Parteitag nannte Schulz historisch. Bewahre die SPD ihre Einigkeit, dann sei die Bundestagswahl lediglich eine Etappe „auf dem Weg zur Stärkung der SPD“ gewesen.