Vorwürfe gegen den Staat : Eltern von NSU-Mordopfer kritisieren das Gericht
München (dpa) - Emotionale Plädoyers der Eltern eines NSU-Mordopfers und massive Vorwürfe gegen die staatlichen Strafverfolger haben an diesem Mittwoch Schlussvorträge der Nebenkläger im NSU-Prozess geprägt.
Das Verfahren habe ihnen die erhofften Antworten nicht gebracht, sagten die Eltern von Halit Yozgat, der 2006 in seinem Internetcafé in Kassel mutmaßlich von den NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt erschossen worden war.
Einer der Anwälte der Familie, Alexander Kienzle, warf der Bundesanwaltschaft und auch dem Staatsschutzsenat des Münchner Oberlandesgerichts vor, sie hätten „mit Blick auf staatliche Mitverantwortung nicht aufgeklärt, was aufgeklärt werden konnte, sondern nur, was sich nicht vermeiden ließ“. Damit sei eine „historische Chance verspielt“ worden.
Kollegin Doris Dierbach bezeichnete die Hauptangeklagte Beate Zschäpe und ihre beiden Freunde Mundlos und Böhnhardt als „Menschen, die ihr eigenes Leben nicht auf die Reihe bekommen“ und ihre rassistische Ideologie allein aus ihren deutschen Wurzeln schöpften. Davon habe sich Zschäpe nie abgegrenzt und sei darum bis heute gefährlich.