Nur die SPD setzt in Mecklenburg-Vorpommern auf Sieg

In Mecklenburg-Vorpommern gilt Erwin Sellering (SPD) als Favorit. Die CDU und die Linke stehen als Partner bereit.

Schwerin. Als Harald Ringstorff 1998 in Mecklenburg-Vorpommern die Linke zum Regierungspartner seiner SPD machte, galt das noch als Tabubruch. Inzwischen hat man sich an rot-rote Bündnisse gewöhnt. Sie sind in Berlin und Brandenburg an der Macht — und möglicherweise auch bald wieder an der Küste.

Allen Umfragen zufolge wird es der amtierende Ministerpräsident Erwin Sellering (61, SPD) nach der Wahl am 4. September in der Hand haben. Seine Sozialdemokraten liegen mit Werten zwischen 34 und 37 Prozent klar vorn.

„Zunächst einmal wollen wir bei der Wahl stärkste Kraft werden“, sagt Sellering. Für die Partnerwahl danach sei entscheidend, mit wem seine Partei die meisten Ziele umsetzen könne.

In den vergangenen fünf Jahren wurde das Land von einer großen Koalition regiert. „Sehr harmonisch“, meint Sellering und lässt durchblicken, dass für ihn eine Fortsetzung denkbar ist. Doch trotz aller Turbulenzen um die Linke — etwa wegen deren Haltung zu Mauerbau oder Kubas Fidel Castro — hält er auch ein rot- rotes Bündnis für möglich.

Dass CDU und Linke auf Platz setzen, hat nicht nur mit den Prognosen zu tun. Für CDU-Landeschef und Innenminister Lorenz Caffier (56) käme der Gewinn der Landtagswahl einem Pyrrhus-Sieg gleich. Würde er mit seiner Union (derzeit 28 bis 30 Prozent) vor der SPD landen, gilt ein Linksbündnis als sicher.

Denn Sellering will Regierungschef bleiben. Caffier beteuert zwar: „Natürlich will ich Ministerpräsident werden.“ Doch das klingt wenig überzeugend. Und in Popularitätswerten liegt der gebürtige Sachse hinter Sellering.

Auch Linke-Spitzenkandidat Helmut Holter (58) scheut die Attacke gegen Sellering. Nach dem guten Abschneiden der Nordost-Linken bei der Bundestagswahl 2009 hatte der frühere Arbeitsminister das Ziel ausgegeben, als stärkste Kraft in einer rot-roten Koalition den Regierungschef zu stellen. Doch davon ist die Linke weit entfernt. In Umfragen kommt sie auf 17 Prozent.

Ob weitere Parteien im neuen Landtag sitzen werden, ist offen. Die besten Aussichten haben die dort noch nie vertretenen Grünen, die laut Umfragen mit 7 bis 8 Prozent rechnen können. „Wir wollen mit Schwerin auch den letzten Landtag für die Grünen erobern“, sagt Spitzenkandidat Jürgen Suhr (52).

Eher schlecht stehen dagegen die Chancen für die FDP. Im Abwärtssog der Bundespartei und verstärkt noch durch die Demontage ihres Fraktionschefs Michael Roolf sind die Nordost-Liberalen bei 3 bis 5 Prozent angekommen.

In einem sind sich alle fünf Parteien einig: „Den Wiedereinzug der NPD müssen wir verhindern“, sagt Sellering, auch im Namen der Konkurrenz. Zuletzt hatten 7,3 Prozent die Rechtsextremen gewählt. In Umfragen lagen sie zuletzt bei 4 bis 5 Prozent.

Auch die Parteizentralen in Berlin blicken mit einiger Spannung auf den Wahltag. Der Ausgang in Schwerin ist zumindest ein Stimmungstest für die wichtigere Abgeordnetenhaus-Wahl in Berlin zwei Wochen später.

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