Gesundheitssystem nicht überfordern Coronavirus: Alle Bürger in der Pflicht, um Ausbreitung zu bremsen

Berlin · Das Coronavirus breitet sich weiter aus. Ein Experte des Robert-Koch-Instituts spricht von einer „ernsten Lage“. Der Bremer Gesundheitsökonom Gerd Glaeske hält bundesweite Entscheidungen für unabdingbar, an die sich alle Beteiligten bis hin zu den Behörden in den Kommunen zu halten hätten.

 Krisenmanager (von links): Lothar H. Wieler, Robert-Koch-Institut, Christian Drosten, Institut für Virologie an der Charité Berlin, Jens Spahn, Bundesgesundheitsminister, und Spahns Sprecher Hanno Kautz.

Krisenmanager (von links): Lothar H. Wieler, Robert-Koch-Institut, Christian Drosten, Institut für Virologie an der Charité Berlin, Jens Spahn, Bundesgesundheitsminister, und Spahns Sprecher Hanno Kautz.

Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

  Bundesgesundheitsminister  Jens Spahn  machte am Montag klar, dass die Ausbreitung des neuartigen Virus schon im Interesse der Funktionstüchtigkeit des Gesundheitssystems  verlangsamt werden muss. Dazu gehört für den CDU-Politiker auch die Absage von  Massenveranstaltungen. Gemeinsam mit dem Chef  des Robert-Koch-Instituts Lothar Wieler ging der Gesundheitsminister erneut vor die Presse in Berlin.

Demnach ist die Zahl der Infizierten mittlerweile auf mehr als 1100 gestiegen. Wieler sprach von einer „ernsten Lage“. Zwar würden 80 Prozent der Fälle „milde“ verlaufen. Jede fünfte Erkrankung sei jedoch „schwer“ und erfordere eine stationäre Behandlung. Wichtig sei es nun, dass solche Fälle „nicht auf einmal auftreten“, um das Gesundheitssystem nicht zu überfordern, so Wieler. Nach Angaben des Gesundheitsministers verfügen die Kliniken in Deutschland  über etwa 28 000 Intensivbetten und damit im internationalen Vergleich über eine „gute Ausstattung“. Allerdings werden viele dieser Betten auch für andere Schwerkranke benötigt.

Experte Glaeske fordert bundesweite Entscheidungen

Um die Corona-Ausbreitung zu bremsen, brauche es „jeden einzelnen Bürger“, betonte Spahn. In diesem Zusammenhang wiederholte er auch seine Anregung, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern abzusagen. Auch über kleinere  Veranstaltungen  müsse je nach Infektionsrisiko entschieden werden.

Der Bremer Gesundheitsökonom Gerd Glaeske hält  bundesweite Entscheidungen für unabdingbar, an die sich alle Beteiligten bis hin zu den Behörden in den Kommunen zu halten hätten.  „Zumal man bei den unteren Ebenen davon ausgehen muss, dass dort nicht genügend medizinische Fachleute vorhanden sind, um über die Zu- oder Absage von Großveranstaltungen kompetent entscheiden zu können“, sagte Glaeske unserer Redaktion.

Der Berliner Virologe Cristian Drosten dämpfte derweil die Erwartung auf ein deutliches Abflauen der Erkrankung im Zuge wärmerer Tagestemperaturen. Eine aktuelle Studie aus den USA zeige, dass die „saisonalen Effekte“ bei Corona nicht so groß wie bei anderen Erkältungsviren seien. Daher werde man wohl „direkt in eine Epidemie-Welle hineinlaufen“, meinte Drosten. Nach seiner Einschätzung hat Deutschland jedoch einen großen Vorteil bei der Früherkennung der Erkrankung, weil es ein flächendeckendes Netz von Laboren für die Diagnostik gebe.

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