Diese Verbindung zum heutigen Präsidenten des Landes könnte der EU in der derzeitigen Krisensituation noch extrem nützlich werden – wenn es darum geht, eine weitere Eskalation zu verhindern und das Atomabkommen vielleicht doch noch zu retten. Schmid soll den Kanal nach Teheran offenhalten und als Schlichterin dafür sorgen, dass der Iran möglichst wieder die Begrenzungen des Vertrages akzeptiert, denen er sich seit Anfang dieses Monats nicht mehr verpflichtet fühlt. Die USA hatten den Vertrag bereits im Mai 2018 einseitig aufgekündigt und scharfe Sanktionen gegen den Iran verhängt.

Mit der Aktivierung des im Abkommen vorgesehenen Mechanismus zur Streitschlichtung erhöhen Deutschland, Frankreich und Großbritannien auch den europäischen Druck auf den Iran, um den Vertrag beizubehalten. Sie setzen dabei auf das Verhandlungsgeschick der höchsten deutschen EU-Beamtin.

Die gebürtige Münchnerin trat 1990 in den Auswärtigen Dienst ein. Sie war Referentin für Presse und Öffentlichkeit der Deutschen Botschaft in Washington, politische Beraterin der Außenminister Klaus Kinkel (FDP) und Joschka Fischer (Grüne) und bis 2005 Leiterin des Ministerbüros und Leitungsstabs im Auswärtigen Amt. 2006 wechselte sie nach Brüssel.

Mit dem EAD leitet Schmid die Schaltzentrale der EU-Außenpolitik.  Die Behörde mit rund 3700 Mitarbeitern bündelt diplomatische Informationen aus aller Welt und koordiniert die Außen- und Sicherheitspolitik der EU in Abstimmung mit den noch 28 Außenministern der Mitgliedsstaaten. Schmid ist damit auch die wichtigste Beraterin von Josep Borrell, dem neuen Hohen Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik.

Die „Welt“ schrieb einmal, Schmid sei eine Mischung aus Klugheit, Härte und Charme. Jetzt sind diese Qualitäten in einem der aktuell größten Krisenherde der Welt gefragt.