Reiche Pensionäre, arme Rentner Warum die Kluft zwischen Pensionen und Renten wächst

Während das Rentenniveau sinkt, erhalten Beamte eine stabile Versorgung, die sich am letzten Bruttogehalt orientiert.

 Beim Einkommen im Alter gibt hierzulande große Unterschiede: Den meist hohen Pensionen stehen oft kleine Renten gegenüber.

Beim Einkommen im Alter gibt hierzulande große Unterschiede: Den meist hohen Pensionen stehen oft kleine Renten gegenüber.

Foto: dpa/Marijan Murat

Die Kluft zwischen gesetzlichen Renten und Beamtenpensionen wächst weiter. Nach Berechnungen aus dem Bundesinnenministerium, die sich auf das Jahr 2018 beziehen, müsste ein Vollzeitangestellter mit Durchschnittsverdienst 53,4 Jahre arbeiten, um mit seiner gesetzlichen Rente das Niveau der Mindestversorgung von monatlich 1708,87 Euro zu erreichen, die Bundesbeamten bereits nach fünf Jahren zusteht. Bezogen auf das Jahr 2011 hatte dieser – rein rechnerische – Wert noch bei 50,6 Jahren gelegen. Wie kann das sein? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Wie groß sind die Unterschiede zwischen Renten und Pensionen?

Arbeitnehmer, die 45 Jahre Beiträge aus einem mittleren Einkommen bezahlt haben, erhielten 2018 im Westen 1441 Euro Rente im Monat. Die tatsächlich ausgezahlten Renten lagen allerdings im Schnitt deutlich niedriger: 1095 Euro (Männer) und 622 Euro (Frauen). Das durchschnittliche Ruhegehalt der rund 440 400 Bundesbeamten belief sich dagegen 2018 auf monatlich 3080 Euro. In allen Fällen handelt es sich um Bruttowerte, Kranken- und Pflegeversicherung sowie eventuell fällige Steuern gehen noch ab.

Wonach richtet sich die Höhe der Bezüge im Alter?

Maßgeblich für die Höhe der Pension ist der Verdienst in den letzten beiden Dienstjahren. Wer 40 Jahre schafft, hat die Höchstversorgung von 71,75 Prozent erreicht. Im Schnitt beträgt der Ruhegehaltssatz 66,6 Prozent. Rentner müssen sich mit maximal 48 Prozent ihres letzten Einkommens zufrieden geben. Maßgeblich ist das, was im Laufe des Arbeitslebens an Rentenpunkten gesammelt wurde, also auch der oft niedrigere Verdienst nach der Ausbildung. Das Rentenniveau soll weiter sinken.

Wie rechtfertigt der Beamtenbund das große Gefälle?

Nach Ansicht des Beamtenbundes lassen sich Renten und Pensionen nicht so einfach vergleichen. Wer die Zahlen gegenüberstelle, schüre eine „Neiddebatte“. Viele Rentner erhielten nicht nur Geld aus der gesetzlichen Kasse, sondern auch Betriebsrenten. Die Beamtenversorgung habe die gleiche Funktion wie gesetzliche Rente und betriebliche Altersvorsorge zusammen. Hinzu komme, dass Beamtenpensionen anders als Renten seit jeher vollständig zu versteuern seien und ein gegenüber pflichtversicherten Rentnern vergleichsweise hoher Beitrag zur Krankenversicherung zu zahlen sei.

Welche Rolle spielt die Ausbildung bei der Bezahlung?

Die Pensionen sind nach Einschätzung der Beamtenbundes auch deshalb so hoch, weil so viele Staatsdiener im höheren und gehobenen Dienst arbeiten, also in der Regel Akademiker sind. Im Gegensatz dazu gebe es in der gesetzlichen Rentenversicherung viele Geringverdiener und unterbrochene Erwerbsbiografien. Auch dies führe zu niedrigen Durchschnittsrenten.

Müssen auch auf die gesetzliche Rente Steuern gezahlt werden?

Ja, die gesetzliche Rente ist seit 2005 mit einem Anteil von 50 Prozent zu versteuern. Ab dem Jahr 2040 sind laut Alterseinkünftegesetz 100 Prozent der Rente steuerpflichtig. Bis dahin wächst ein immer größerer Anteil der Rente in die Steuerpflicht hinein, 2020 sind es 80 Prozent. Viele Rentner zahlen dennoch wenig oder nichts an den Fiskus, weil der steuerliche Grundfreibetrag sie entlastet. 2020 sind das 9408 Euro (Ledige) und 18 816 Euro (Verheiratete).

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