Gesundheits-Apps : Was die Pläne von Gesundheitsminister Jens Spahn bedeuten
Die Politik will mehr Digitales im Gesundheitswesen. Der Nutzen neuer Produkte ist aber eher fragwürdig.
App statt Apotheke: Sie erinnern Patienten an die Einnahme ihrer Medikamente, zählen Kalorien oder speichern Blutzuckerwerte – Gesundheits-Apps. Hunderttausende nutzen sie bereits. Neu ist, dass es solche digitalen Helfer demnächst auf Kosten der Kassen geben soll. Wir erklären das Für und Wider.
Worum geht es genau?
Ärzte sollen Gesundheits-Apps wie Arzneimittel verschreiben können. So steht es im sogenannten Digitale-Versorgung-Gesetz von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Anbieter können Anträge beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) einreichen, das nach einer ersten erfolgreichen Prüfung für ein Jahr eine vorläufige Genehmigung erteilt.
Was unterscheidet diese neuen Gesundheits-Apps von denen, die schon da sind?
Hunderttausende Menschen nutzen Apps für Sport, Rauchentwöhnung oder als Verlaufskontrolle bei chronischen Krankheiten. Geprüft sind diese digitalen Helfer aber nicht. Das sollte bei den neuen Gesundheits-Apps eigentlich anders sein, denn die bekommen eine Zertifizierung als Medizinprodukt und werden von den Krankenkassen bezahlt.
Aber wo liegt das Problem?
Der Markt ist sehr unübersichtlich. Derzeit gibt es rund 100 000 Gesundheits-Apps. Und jeden Tag kommen neue hinzu. Start-ups investieren viel Geld in diese Projekte und hoffen, dass sich das später rentiert. Mit der Verschreibung auf Rezept bieten sich ganz neue Chancen. Selbst wenn die App als Medizinprodukt von den Krankenkassen bezahlt werden soll, reicht bisher allerdings eine CE-Kennzeichnung. Das ist keine Zulassung mit Nutzen- und Risikobewertung, sondern lediglich eine Zertifizierung, zum Beispiel durch den Tüv.
Was wird denn künftig durch das Bundesinstitut geprüft?
Das BfArM soll bei der Prüfung zwar Kriterien wie Datenschutz, Datensicherheit, Transparenz und Nutzerfreundlichkeit berücksichtigen. Die Verantwortung liegt aber beim Arzt, der die App verschreiben will. Er muss wissen, ob das Programm einen medizinischen Nutzen hat, also für Diagnose und Therapie einer Krankheit eingesetzt werden kann.