Veranstaltung in Krefeld Wie der Krefelder Zoodirektor Hunderten Trost spendet

Rund drei Wochen nach dem Feuer im Affenhaus ging es bei einer Veranstaltung vor dem Rathaus auch um Zusammenhalt und einen Neubeginn.

Wolfgang Dreßen erklärte auf dem Rathausplatz, warum sich Menschen ihren nächsten Verwandten so nahe fühlen.

Wolfgang Dreßen erklärte auf dem Rathausplatz, warum sich Menschen ihren nächsten Verwandten so nahe fühlen.

Foto: Andreas Bischof

An Tag 24 nach der Brandkatastrophe im Krefelder Zoo sind vom Von-der-Leyen-Platz aus deutliche Signale gesendet worden — Signale, die Trost spenden, Signale des Zusammenhalts und vor allem die eines Neubeginns. Ein erstes gab es von den Menschen, die gekommen waren, um ein Zeichen für ihren Zoo zu setzen. Die Polizei schätzte, dass insgesamt rund 500 Menschen an der Veranstaltung „Unser Zoo — unsere Verantwortung“ vor dem Rathaus teilgenommen haben. „Der Zoo gehört zur Stadt dazu“, sagte Peter Querfurth, einer der Besucher.

Eine Vorlage dafür, den Blick nach vorne zu richten, hatte der Zoo bereits am Donnerstag gegeben. Beschlossen wurde, dass ein „Neubau Artenschutzzentrum Affenpark“ entstehen soll, die Haltung von Menschenaffen also fortgeführt wird. Die vielen Spenden und Erlöse aus unterschiedlichsten Benefiz-Aktionen sind ein offensichtliches Zeichen dafür, dass sich das auch viele andere wünschen. 1,43 Millionen Euro sind so bisher zusammengekommen, erklärte Friedrich Berlemann, Vorsitzender der Zoofreunde Krefeld. Die Mittel, die den Zoo nicht nur aus Deutschland erreichten, sollen als Basis für die Finanzierung des Neubaus dienen. „Jeder Cent“ werde für diesen „Neubeginn“ verwendet, unterstrich Berlemann. Geld habe den Zoo über alle möglichen Wege erreicht. Kinder hätten ihre Spardosen geplündert, und Plüschtiere mit Fünf-Euro-Scheinen gespendet. Unglaublich sei auch der Einfallsreichtum der Krefelder Vereine und Künstler gewesen, die Benefiz-Aktionen starteten. Zahlreiche Einzelhändler hätten sich Spendendosen abgeholt, um sie in ihren Räumlichkeiten aufzustellen.

Zoodirektor Dreßen spendet auf seine Art Trost

Und Berlemann nannte weitere Zahlen, die auf Empathie und Zusammenhalt hindeuten: Seit Neujahr gebe es 120 neue Tierpatenschaften und 1502 neue Mitglieder bei den Zoofreunden. Nach Angaben von Mitte 2019 hatte der Verein damals über 3000 Mitglieder.

Zoodirektor Wolfgang Dreßen gedachte den gestorbenen Tieren auf seine Art. Er erzählte davon, wie er die Menschenaffen über die Jahre erlebte. Und er gab gleichzeitig eine Erklärung dafür, warum das Unglück in der Silvesternacht nicht nur Menschen in Krefeld berührt. Es seien „Tier-Persönlichkeiten“ gestorben, die zu der Stadt gehörten „wie Angehörige einer Familie“. Der Zoodirektor erwähnte unter anderem den Schimpansen-Mann Charly, der immer unruhig gewirkt habe und das „große Gesicht“ des Affentropenhauses, der „leicht erregbare, aber in jeder Situation immer Chef bleibende“ Gorilla Massa.

Dreßen spendete aber auch auf seine Art Trost: Er erzählte von der Anfang der 70er-Jahre in San Francisco geborenen Gorilla-Dame Koko, die von dort aus für Aufmerksamkeit sorgte, weil sie eine Gebärdensprache erlernte. Auf die Frage, was der Tod sei, habe sie geantwortet: „Gemütlich“, „Höhle“ und „auf Wiedersehen“. Und Dreßen erklärte, dass die gestorbenen Zoo-Bewohner mit ihren Nachkommen „weltweit“ weiterleben. Auf einer vor dem Rathaus aufgestellten Leinwand wurde in diesem Moment eines der eindrücklichen Porträts Massas eingeblendet. Von ihm und und der Gorilla-Dame Boma ausgehend gebe es Kinder, Enkel und Ur-Ur-Enkel, die an anderen Orten weiterleben.

Den Blick nach vorne richten möchte Oberbürgermeister Frank Meyer, hatte er während seiner seiner Ansprache zuvor klar gemacht. Viel Applaus war zu hören, als er erneut den Einsatzkräften dankte, die das verheerende Feuer bekämpften. Die „neue Heimat“ der Menschenaffen, werde den modernsten Anforderungen genügen.

Die Anlage werde so artgerecht ausfallen, wie das baulich und technisch möglich sei, so Meyer, der auch auf die Kritik von Tierschützern einging, die die Tierhaltung in Zoos generell ablehnen. Viele Arten wären längst ausgestorben, wenn es keine Zoos gebe, so Meyer, zudem seien Zoos Orte der Bildung, wo Empathie mit Tieren gelernt werden könne.

Das unterstrich auch Theo Pagel, Direktor des Kölner Zoos und Vorsitzender des Weltverbands für Zoos und Aquarien. Er beglückwünschte das Krefelder Haus zu dem geplanten Neuanfang. Der Krefelder Zoo sei ein wichtiges und aktives Mitglied in drei Verbänden Zoologischer Gärten, auch auf weltweiter und europäischer Ebene.

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